Wetten gegen britisches Pfund: Spekulanten finden neues Opfer
Die Griechenland-Krise weitet sich aus: Nun geraten das britische Pfund und der Euro unter starken Druck. Denn das Haushaltsdefizit der Briten ist höher als das der Griechen.
BERLIN tazGriechenland gilt bei Spekulanten offenbar schon als Schnee von gestern. Jetzt ist die Spekulation gegen Großbritannien und speziell gegen das britische Pfund angesagt. Denn eine ganze Reihe von ökonomischen und politischen Gründen schürt die Erwartung auf den Märkten, dass es mit dem Pfund weiter bergab gehen wird.
So anders als in Griechenland ist die Situation in Großbritannien nämlich nicht. Das Haushaltsdefizit liegt bei 12,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - das ist mehr als das im vergangenen Herbst von der Athener Regierung bekannt gegebene Defizit, das der Auslöser der Griechenlandkrise war. Zur lockeren Haushaltspolitik kommt eine lockere Geldpolitik hinzu: Um den schwächlichen Konjunkturaufschwung nicht zu gefährden, hat die Bank of England gestern entschieden, die Leitzinsen bei extrem niedrigen 0,5 Prozent zu belassen. Und um die enorme Schuldenaufnahme des Staates zu unterstützen, kauft sie selbst britische Anleihen und pumpt so weiteres Geld in die Wirtschaft, was dessen Wert senkt.
Umfragen, wonach bei den kommenden Wahlen ein klarer Sieg der Konservativen keineswegs sicher ist, gaben den Märkten dann den Rest. Ohne eindeutige Mehrheiten dürfte der Defizitabbau nahezu unmöglich sein. "Wenn es etwas gibt, was Märkte hassen, dann ist es Unsicherheit", erklärte der britische Analyst John Higgins von Capital Economics. "Die Aussicht auf ein Patt im Parlament dürfte das Pfund weiterhin in die Defensive drängen."
Inzwischen ist das Pfund unter 1,50 US-Dollar gefallen, nach 1,60 Dollar Anfang Februar. Bis 2008 hatte man einen Wechselkurs von 2 Dollar für normal gehalten. Aber auch gegenüber dem Euro verliert die britische Währung rapide an Wert. Für 1 Euro bekam man am Mittwoch schon 90 Pence. Das entspricht einem Wertverlust des Pfundes von 4,5 Prozent binnen einem Monat.
Dabei ist der Euro selbst auch nicht mehr das, was er einmal war. Denn bislang scheint die Währungsunion keinen Plan zu haben, wie die Probleme Griechenlands und anderer überschuldeter Eurostaaten wie Spanien und Portugal zu lösen sind. Müssten gleich mehrere Problemstaaten gerettet werden, würde womöglich eine Menge neuer Euros in Umlauf kommen. Das würde dann wiederum deren Kurs drücken. Vor allem Hedgefonds wetten offenbar auf eine weitere Abwertung des Euro. Dessen Kurs ist gegenüber dem Dollar seit Mitte Januar kontinuierlich abgesackt, von 1,45 auf 1,35 Dollar.
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