■ Britische Buchmacher setzten auf Europa: Wetten, daß...?
Wetten, daß...?
London (dpa) — Auch wenn Frankreich erst am Sonntag über das Schicksal des Maastrichter Vertrages entscheidet — für die wettbegeisterten Briten scheint jetzt schon alles klar zu sein: Ein klares „Oui“ zu Maastricht notiert „Ladbroke“, Großbritanniens größte Buchmacherkette, bei der Mehrheit ihrer Wettkunden. Die Chancen für ein Ja werden mit zwei zu fünf bewertet. Das heißt: britische Wettfans erhalten bei einem Mindesteinsatz von einem Pfund (weniger als 2,80 Mark) nur ein Pfund und 40 Pennies als Gewinn, falls sich die Franzosen für Maastricht aussprechen. Ein Nein wäre für sie lukrativer: Bei einer Gewinnquote von sechs zu vier könnte der Einsatz zu einem Gewinn von 2,50 Pfund wachsen.
„Maastricht“ ist an den britischen Wettschaltern nur ein Thema unter vielen. Ganze vier Milliarden Pfund (zwöf Milliarden Mark) werden im Mutterland des Wettens alljährlich aufs Spiel gesetzt. Eine Million Briten versuchen täglich ihr Glück, 70 Prozent der Bevölkerung wenigstens ab und zu. Das Gros des Wettgeldes wird zwar immer noch mit Pferde- und Windhundrennen sowie beim Fußball umgesetzt, aber Briten wetten auch auf scheinbar Unmögliches.
So gilt zum Beispiel eine Quote von 100 zu 1, daß Boris Becker bis 1995 Steffi Graf heiratet. 500 zu 1 gibt es für den Nachweis, daß Elvis Presley noch lebt oder das Monster von Loch Ness nun doch endlich auftaucht. Den Vogel schoß ein britischer Wettfreund Anfang der 60er Jahre ab: Für den Spaziergang eines Menschen auf dem Mond vor Ablauf des Jahrzehnts handelte er eine Gewinnquote von 1000 zu 1 aus. Als im Juli 1969 Neil Armstrong auf dem Mond seinen „großen Schritt für die Menschheit“ tat, mußte der britische Buchmacher kräftig zahlen.
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