Werder gegen Stuttgart: Diego noch teurer?
Beim 4:1 über den VfB Stuttgart liefert der Brasilianer erneut eine glänzende Performance - auch dank der Unterstützung der Stuttgarter.
BREMEN taz Im Grunde sollte es ja ein "Tag des Fairplay" werden. Zumindest hatte die Fifa einen solchen ausgerufen. Aber an den Spielern des VfB Stuttgart war diese Information wohl vorbeigegangen. Allerdings auch der Beginn des Spiels an sich. Keine vier Minuten verstrichen - schon lagen sie gegen Bremen mit 0:2 im Rückstand. "Richtig geschlafen" hätten sie, meinte Trainer Armin Veh. "Zwei Tore in zwei Minuten, wo gibt es denn so etwas in der Bundesliga?"
Und wie die Szenen sich glichen: Beide Male war es der kurzfristig für Markus Rosenberg in die Startelf aufgerückte Hugo Almeida gewesen, mit einem Flachschuss, beide Male stand er an der linken Strafraumgrenze bereit und beide Male völlig frei. Derselbe Spielzug, beinahe eine Wiederholung wie aus dem Fernsehen. Zumindest das Problem Almeida konnte Stuttgart nach einer guten halben Stunde lösen: Der Portugiese musste verletzt vom Platz getragen werden.
Dabei waren beide Mannschaften angeschlagen ins Spiel gegangen: Sowohl Bremen als auch Stuttgart verloren zuletzt ihre Spiele in der Champions League, mehr oder minder unglücklich, beide suchen in der Bundesliga den Anschluss an die vergangene Saison, an die Spitze. Beide machen derzeit eine "Durststrecke" durch, wie VfB-Teammanager Horst Heldt das nannte.
Doch während es in Bremen so aussieht, als würde diese fürs Erste vorbei sein (zwölf verletzten Spielern zum Trotz), könnte in Stuttgart bald das Wort von der "Krise" die Runde machen. Die VfB-Abwehr präsentierte sich konfus, in der Mitte lieferte der wieder genesene Yildiray Bastürk ein längliches, indes mäßiges Ligadebüt ab. Vorn erwies sich Mario Gomez, der "Spieler des Jahres", als unfähig, mehr als nur eine seiner zahlreichen Torchancen zu nutzen. Und das Zweikampfverhalten der Stuttgarter war auch nach Vehs Ansicht "eines deutsches Meisters unwürdig".
In Bremen indes können sie in diesen Tagen wieder ganz auf Spielmacher Diego bauen, nicht nur weil der Brasilianer seinen Vertrag um ein Jahr bis 2011 verlängerte. Bremens Sportdirektor Klaus Allofs will Diego "ganz klar länger hierbehalten", am liebsten ja für immer, also nicht nur dessen Ablösesumme "weiter in die Höhe treiben". Real Madrid soll zuletzt schon 25 Millionen Euro geboten haben. Kein Wunder, muss man sagen, nach jenem Auftritt im Bernabéu-Stadion letzte Woche. Und auch am Samstag wusste der 22-Jährige großes Fußballkino zu inszenieren: Keiner lieferte mehr Torvorlagen, keiner schoss öfter, keiner errang mehr Ballkontakte. Praktisch kein Angriff, an dem er nicht seinen Anteil gehabt hätte. Und Diegos Fallrückzieher in der 58. Minute, elegant mit der Brust aufgelegt - das wäre der sichere Kandidat für die nächste Wahl beim "Tor des Monats" gewesen. Der Ball verfehlte nur knapp.
Nicht das Tor verfehlte hatte indes Roberto Hilpert kurz zuvor, sein Ball knallte zunächst an die Latte, sprang von dort, nun, das Fernsehbild sagt: hinter die feindliche Linie. Schiedsrichter Wolfgang Stark sah das anders, aber zunächst mochten ihm selbst Armin Veh und die Seinen keinen Vorwurf machen. Womöglich wären die Stuttgarter sonst noch einmal ins Spiel zurückgekommen - man erinnere sich: Auch in der vergangenen Saison hatten sie in Bremen mit zwei Toren hinten gelegen. Und das Spiel dann doch noch zu ihren Gunsten gedreht.
Auch diesmal warfen sie zu Beginn der zweiten Halbzeit noch einmal alles nach vorn, ersetzten zudem Verteidiger Ricardo Osorio durch den ebenso offensiven wie engagierten Mittelfeldmann Alexander Farnerud. Doch das 3:1 durch Boubacar Sanogo, sagt Veh, "das war tödlich". Beim Hamburger SV werden sie sich einmal mehr ärgern, dass sie diesen Stürmer haben ziehen lassen, die Bremer dürften sich bestätigt sehen, dass kein anderer Klub so zuverlässig die Subtanz guter Angreifer erkennen kann, die in anderen Klubs verborgen blieb.
Ein eigenes Tor geschossen hat Diego dann übrigens doch noch. In Minute 88, als manch einer der 40.000 Zuschauer schon auf dem Weg nach draußen sich befand. Und wenn er jetzt doch noch zu Real geht, werden 25 Millionen Euro nicht mehr reichen.
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