Werder Bremen hängt durch: Selbst die Rasenheizung kaputt
Werder Bremen könnte sich am Mittwoch beim zypriotischen Außenseiter Famagusta aus der Champions League verabschieden und das Ende einer Erfolgsära einläuten.
BREMEN taz Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Mit dem Satz "Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz" kommentierte Sportchef Klaus Allofs den Umstand, dass auf dem Trainingsareal von Werder Bremen die Rasenheizung nicht funktioniert. So kam es, dass der Kontrast für die grün-weißen Kicker vor dem heutigen, vorletzten Champions-League-Gruppenspiel bei Anorthosis Famagusta (20.45 Uhr/ Sat.1) größer nicht hätte sein können: Vorgestern Training auf Schneeboden in Bremen, gestern strahlender Sonnenschein nach der Ankunft des Charterfliegers X3 8964 auf Zypern.
Aber Werder ist Wankelmütigkeiten ja mittlerweile gewohnt. Mal streiten die Leithammel Torsten Frings und Diego offen, dann liegen sie sich in den Armen. Bravouröse und blamable Auftritte wechseln in nicht vorhersehbarer Folge. Die größten Peinsamkeiten leisteten sich die Hanseaten in der Champions League: kürzlich 0:3 gegen Panathinaikos Athen, zum Auftakt ein 0:0 gegen Famagusta, den allseits unterschätzten Nobody, der aber schon fünf Punkte auf dem Königsklassen-Konto hat. "Wenn wir bei denen nichts holen, sind wir raus", beschreibt Trainer Thomas Schaaf die Ausgangslage beim Provinzverein, der heute in die Hauptstadt Nikosia ausweichen muss. Dort ist Werder nun im 23.400 Zuschauer fassenden GSP-Stadion zum Siegen verdammt. Um das Achtelfinale noch zu erreichen, wird dann noch am 9. Dezember ein Erfolg gegen Inter Mailand nötig sein. "Wir wollen noch weiterkommen, und wir glauben noch daran", sagt Torsten Frings trotzig.
Den Worten müssen Taten folgen. Denn nur die Champions-League-Millionen ermöglichten das Wachstum an der Weser. Als Klub- und Finanzboss Jürgen L. Born vergangene Woche den Rekordumsatz von 112 Millionen vorstellte, fiel der verräterische Satz: "Der markanteste Träger bei den Umsätzen ist und bleibt die Champions League." Kann es da sein, dass die fünfte Teilnahme zum Totaldesaster wird?
"Wenn wir so spielen wie in Hamburg und noch ein bisschen aufmerksamer sind, dann ist auf Zypern ein Sieg fällig", beteuert Sportchef Klaus Allofs, "ich bin sehr zuversichtlich." Ausgerechnet die unglückliche Niederlage im Nordderby soll also als Mutmacher herhalten, was allerdings nicht so abwegig erscheint. Konzentriert und fokussiert wie selten, mit einer funktionierenden Mittelfeldraute, einem dominanten Frings und Diego kontrollierte Werder am Sonntag immerhin Ball und Gegner - wenn auch am Ende erfolglos. Auch gegen Famagusta wird sich das wiederholen, weil der Novize seine Gegner in der Regel gerne schalten und walten lässt, um dann mit überfallartigen Kontern zuzuschlagen. "Dass wir zu Recht dabei sind, haben wir schon bewiesen", sagt Anorthosis-Coach Temuri Ketsbaia. Werder allerdings ist diesen Beweis 2008 noch schuldig geblieben.
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