Werder Bremen gegen Schalke 04: Abwärts ohne Treueschwur

Werder bekommt mit voller Wucht alle Probleme eines Exspitzenklubs auf dem Weg ins Mittelmaß serviert: eine Trainerdebatte, Gerüchte über Spielerwechsel und düstere Prognosen.

Die Bremer Clemens Fritz (l) und Per Mertsacker (r) stehen ratlos auf dem Platz: Werders Glanz der vergangenen Jahre ist abgeblättert. Bild: dpa

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Höwedes, Bordon, Westermann - Jones - Rakitic (60. Engelaar), Kobiaschwili - Asamoah, Altintop (46. Kuranyi), Farfán (83. Sanchez)

Werder Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo (74. Niemeyer), Boenisch (66. Pasanen) - Baumann - Frings, Tziolis - Özil - Rosenberg (83. Harnik), Hugo Almeida

Schiedsrichter: Drees (Münster-Sarmsheim) - Zuschauer: 61 673 (ausverkauft)

Tor: 1:0 Höwedes (48.)

Gelbe Karten: Westermann (2), Jones (5), Kobiaschwili (1) / Boenisch (3)

Beste Spieler: Neuer, Höwedes / Mertesacker, Frings

Thomas Schaaf ist in diesen Wochen das lebende Beispiel für ein altes Sprichwort. Ein dickes Fell benötigt der Trainer von Werder Bremen angesichts der immer lauter werdenden Zweifel an seiner Arbeit, und weil Schaaf ein konsequenter Mann ist, lässt er sich einen Bart wachsen. Am Samstagnachmittag, als die 1:0-Niederlage seines Teams bei Schalke 04 besiegelt war, zog er dann auch noch den Schirm seiner Kappe tief ins Gesicht, verschränkte die Arme vor der Brust und verharrte für einen langen Moment der Zurückgezogenheit am Spielfeldrand. Den Klaps von Ko-Trainer Wolfgang Rolff schien der reglose Mann gar nicht wahrzunehmen, der Schutzschild funktioniert. Und das ist auch nötig, denn Schaaf weiß, dass sein Wirken in den kommenden Tagen im Mittelpunkt der Kritik stehen wird.

Da hilft es auch nicht, dass seine Spielanalyse eigentlich viel Positives enthielt. "Die Mannschaft hat sich gewehrt, sie hatte viele Chancen und nur eine Möglichkeit für den Gegner zugelassen", resümierte Schaaf, "aber das hat eben nicht gereicht." Werder Bremen zeigt die typischen Symptome einer Misserfolgsspirale, und zu dieser gehört fast zwangsläufig eine Trainerdiskussion. Das bekommt natürlich auch Klaus Allofs zu spüren, der im Bauch der Schalker Arena ein paar interessante Sätze formulierte. Zwar sei er weiterhin von Schaafs Arbeit überzeugt, sagte der Manager, doch dies sei "kein prinzipieller Treueschwur". Allofs räumte ein, dass "der Moment kommen kann", in dem auch er ernsthaft über einen Trainerwechsel nachdenkt.

Ein paar Minuten später bereute er diese Aussagen bereits, denn in der näheren Zukunft werde die Bremer Klubführung keine personellen Konsequenzen ziehen, versicherte er. Er sei weiterhin "total überzeugt" von seinem Trainer, sagte Allofs. Immerhin wird am kommenden Wochenende Claudio Pizarro zurückkehren, und eine Woche später darf auch Diego wieder mitwirken, doch das verspricht vielleicht Linderung der Bremer Gebrechen, aber keine Heilung.

Eventuell liege "die Lösung jetzt im DFB-Pokal und im Uefa-Cup", überlegte Per Mertesacker, doch um dort erfolgreich zu spielen, müssen sie wohl noch etwas intensiver nach den tieferen Ursachen für die schlechteste Saison seit vielen Jahren fahnden. "Ich wage gar nicht mehr auf die Tabelle zu schauen", gestand Allofs, der sich am Samstag nicht nur mit Trainerdiskussion und Misserfolg auseinandersetzen musste, sondern auch mit neuen Gerüchten um einen Transfer Diegos zu Juventus Turin.

Der italienische TV-Sender Rai1 hatte vermeldet, der Brasilianer habe sich mit Juve geeinigt und wechsle für 50 Millionen Euro in die Serie A. Wenn Klubs mit Champions-League-Ambitionen ins graue Mittelmaß abrutschen, dann lassen sich solche Diskussionen offenbar nicht vermeiden. In der Woche zuvor waren noch die Schalker betroffen, die mit diesem Sieg neue Hoffnung schöpften. Zwar war ihre Leistung bieder wie der Tabellenplatz, doch immerhin haben sie gekämpft. Und einen Spieler, der nichts zu tun hat mit all dem unaufhörlichen Krisengerede, haben sie auch.

Benedikt Höwedes blüht nämlich auf in den vergangenen Monaten, er hat sich einen festen Platz in der Stammelf erspielt. In der 48. Minute köpfte Höwedes das Siegtor, und nach dem Abpfiff strahlte er, als habe er gerade die Champions League gewonnen. Der 20-Jährige könnte sich zu einem wichtigen Protagonisten des neuen verschlankten FC Schalke 04 entwickeln.

"Mir ist scheißegal, ob wir die drei Punkte in einem Grottenspiel holen, Hauptsache, drei Punkte", fasste Trainer Fred Rutten diesen Tag zusammen - eine erstaunliche Aussage für den Trainer, der einst nach Schalke kommen durfte, weil Mirko Slomka zwar erfolgreich, aber nicht schön genug spielen ließ.

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