Werder Bremen gegen Borussia Dortmund: Mittelklasse reicht nicht

In der Fußball-Bundesliga agiert Werder Bremen gegen Borussia Dortmund auf Augenhöhe. Erneut macht die Mannschaft aber zu viele individuelle Fehler.

Drei Fußballspieler, einer liegt am Boden

Werders Justin Njinmah (links) erzielt das Tor zum 1:2, am Boden Dortmunds Torwart Gregor Kobel, daneben Nico Schlotterbeck Foto: Carmen Jaspersen/dpa

BREMEN taz | Die 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund brachte für Werder Bremen vor allem zwei Erkenntnisse: Die Mannschaft hat sich unter Trainer Ole Werner nach Aufstieg und Klassenerhalt mittlerweile zu solider Liga-Mittelklasse entwickelt. An guten Tagen kann sie Topteams auf Augenhöhe begegnen und hat mit dem Abstiegskampf in dieser Saison nichts zu tun. Um aber unter die ersten sieben Plätze vorzustoßen, wo die Tickets für die europäischen Wettbewerbe vergeben werden, fehlt es an individueller Klasse. „Wir waren viel zu fehlerbehaftet im letzten Pass sowie auch vor dem 2:0“, sagte Werner über die erste Halbzeit.

Diese Präzision und Kaltschnäuzigkeit in entscheidenden Momenten zeichnet eine topbesetzte Mannschaft wie Borussia Dortmund aus – auch wenn sie über den gesamten Spielverlauf weniger Chancen herausspielt als der Gegner. Und auch wenn sie wie am Samstag eine Halbzeit lang mit zehn Spielern auskommen muss. (Marcel Sabitzer sah in der 43. Minute nach einem rüden Foul an Mitchell Weiser die Rote Karte.)

Besonders deutlich wurden die Unterschiede in der individuellen Qualität beim 2:0 der Dortmunder in der 38. Minute. Der von Manchester United ausgeliehene Jadon Sancho lief auf der linken Seite auf Julian Malatini zu, bremste kurz ab, zog dann leichtfüßig am jungen Abwehrspieler vorbei und schoss trocken ins kurze Eck ein.

Malatini gehört neben Skelly Alvero und Isak Hansen-Aarøen zu den Wintertransfers, die durch den Einstieg einer regionalen Investorengruppe mit 38 Millionen Euro möglich wurden. „Wir haben jetzt wieder den Handlungsspielraum, um uns sportlich weiterzuentwickeln und talentierte Spieler, bei denen es Sinn ergibt, im Alter von 16 bis 22 Jahren zu verpflichten“, hatte Geschäftsführer Klaus Filbry bei der Vorstellung des Investorenmodells gesagt. „Diese möchten wir gern bei Werder auf ihren nächsten Weg bringen, um sich weiterzuentwickeln und auch eine Marktwert­entwicklung zu haben.“

Hoffnung Justin Njinmah

Das Duell Sancho/Malatini machte deutlich, dass Filbry sehr hoch ins Regal griff, als er ausgerechnet Borussia Dortmund als Vorbild für diesen Weg nannte. Beim BVB haben Profis wie Jadon Sancho, Erling Haaland und Jude Bellingham ihren Marktwert einst in astronomische Bereiche gesteigert. Für Sancho, den die Borussen 2021 für 85 Millionen Euro nach Manchester United weiterverkauften, hatte sie 2017 über 20 Millionen an Manchester City überwiesen. Malatini kam für ein Zehntel dieser Summe vom argentinischen Club Defensa y Justicia an die Weser.

Aufgrund der Verletzungsmisere in Werders Abwehr stand der 22-Jährige nun bereits zum vierten Mal in der Startelf und machte seine Sache bis auf das verlorene Duell gehen Sancho gut. Zum Aushängeschild für die Jugend-Offensive ist allerdings einer gereift, den Werder schon vor drei Jahren aus Kiel geholt hat und den der BVB im Sommer nach einer Ausleihe nicht behalten wollte: Justin Njinmah strahlte ständig Gefahr aus und hielt mit dem Anschlusstreffer in der 70. Minute die Hoffnung auf einen Punkt bis zum Schluss am Leben. Um in der nächsten Saison als Mannschaft den nächsten Schritt zu machen, sollte Werder der Versuchung widerstehen, den Hamburger schnell zu Geld zu machen.

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