Werber über SPD-Wahlkampfmotto: „Ein gelungener medialer Coup“
Karsten Göbel, Chef der Agentur, die für die SPD den Slogan „Das Wir entscheidet“ konzipiert hat, findet nichts Schlechtes an den Plagiatsvorwürfen.
taz: Herr Göbel, ist es ihnen als Werbeprofi eigentlich peinlich, dass das von ihnen miterdachte Motto „Das Wir entscheidet“ schon seit Jahren von einer Leiharbeitsfirma verwendet wird?
Karsten Göbel: Im Gegenteil. Die Diskussion ist doch ein gelungener medialer Coup.
Wie bitte?
Noch nie hatte ein politischer Wahlkampfslogan eine so starke mediale Aufmerksamkeit, noch bevor er überhaupt richtig veröffentlicht wurde. Ab jetzt kennt jeder in Deutschland den Wahlkampfclaim der SPD.
Dass sich die SPD von einer Leiharbeitsfirma den Spruch leiht, ist doch misslich. Immerhin verspricht sie die Leiharbeit zu bekämpfen.
Ganz genau. In der Diskussion wird jetzt ständig die Position der SPD zum Thema Leiharbeit in den Fokus gerückt, überall wird das diskutiert. Das ist gute Werbung für die Inhalte der Partei. Außerdem wird jetzt auch ausführlich über die Begründung der SPD für die Wahl des Claims berichtet. Dass sie etwa Gemeinwohl damit verbinden, Politik aus der Mitte der Gesellschaft anbieten will.
43, ist Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Super J+K in Berlin. Seit 2011 macht er Kampagnen für die Sozialdemokraten.
Wussten sie als Werbeprofi tatsächlich nicht, dass der Claim seit Jahren von dieser Leiharbeitsfirma genutzt wird?
Nein. Ich habe das selbst vor sechs Wochen gegoogelt, da war von propartner nichts zu finden. Sie haben den Spruch nicht eintragen lassen, deshalb war es über die herkömmlichen Checkverfahren für uns nicht auffindbar. Heute lässt es sich leichter googlen, das Ranking scheint sich in der Suchmaschine geändert zu haben.
Haben Sie von der SPD eins auf den Deckel bekommen?
Unsere Agentur arbeitet seit 2011 für die SPD. Und auch am Mittwoch habe ich den ganzen Tag Filme für die Partei gedreht.
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