■ Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten: Wer versorgt Jörg Schulz?
Unser einer ist ja froh, wenn er einen Job hat und treu und brav seine Flure putzen darf. Für anderes bin ich halt zu doof, sag' ich mir immer. Andere können das eben besser, wie ich erst kürzlich während einer Grünkohlwanderung in Bremerhaven erfuhr. Da wird ja gerne über alles geschnackt. Und da sagt doch meine Freundin, dass so langsam die Bremer in Bremerhaven einfallen, weil es dort mehr zu holen gibt als in Bremen, vor allem für Sozialdemokraten. Deshalb ist auch der ehemalige Senatsrat im Wirtschaftsressort, Jürgen Adelmann, nach Bremerhaven gekommen, als Geschäftsführer der BIS. Das ist die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionen und Stadtentwicklung. Man denkt immer, Beamten haben es am besten, aber da ist man noch besser versorgt.
Aber der Adelmann soll ja in Bremerhaven mächtig was reißen. Und diese Wirtschaftsförderungsgesellschaft tut wirklich was, was man schon daran sehen kann, dass sie anfangs mit gut 20 Leuten auskam und jetzt um die 80 hat. Ähnliches hört man von Dr. Alfred Lüneburg nicht, der auch auf der Rechnung des Wirtschaftssenators steht und von dem rund 100.000 Euro als Geschäftsführer einer Gesellschaft in Bremerhaven erhält, von der keiner weiß, was sie eigentlich tut. Wenigstens hat er ein schönes Dienstzimmer und einen schicken Dienstwagen, damit er schneller wieder in Bremen ist.
So ein bayerisches Auto hat auch Karl Heinz Witt, der früher bei der BSAG war und jeden Tag nach Bremerhaven fahren musste, um als Übergangsvorstand bei den Verkehrsbetrieben 10.000 Euro im Monat abzuholen. Dann, als der Übergang zu lang wurde, hat er nur noch auf Sparflamme gearbeitet. Jetzt ist er wieder voll an Deck, obwohl er doch nur noch segeln wollte.
Der Grund dafür ist, so hat mir eine Freundin, die dort putzt, versichert, dass der Freizeitbörsianer böse eingebrochen ist. Und aus Gründen der Versorgungssicherheit muss er jetzt wieder in Bremerhaven bei den Verkehrsbetrieben arbeiten. Denn Witt versteht von seiner Arbeit was. Geschäftsführer ist ja nun eigentlich CDU-Versorgungsfall Michael Teiser, der aus dem Bundestag rausgeflogen war und als Innenpolitiker viel von politischer Versorgung versteht.
Umgekehrt, von Bremerhaven Richtung Bremen funktioniert die Versorgung offensichtlich nicht so gut. Denn immer noch ist der Senatsstuhl der tödlich verunglückten Hilde Adolf verwaist. Den wollen die Bremerhavener auch nicht hergeben. Außer dem gegenwärtigen Oberbürgermeister Jörg Schulz kommt dafür aber keiner in Frage. Was auch noch praktisch wäre, weil ihn dann die Bremerhavener SPD, die mit Schulz einfach nicht warm werden will, los wäre. Nur die Versorgungsfrage ist noch nicht geklärt. Denn wer will schon anderthalb Jahre Senator spielen und dann ins Nichts fallen? Aber ich bin mir sicher, dass sie das bestimmt lösen werden, meint Ihre
Rosi Roland
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