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Wer kandidiert bei der Hamburger Wahl?Weiß, männlich und Ü50

Überraschung: Die Linke hat die gleiche Frauenquote wie die CDU. Eine taz-Datenanalyse zur Hamburger Bürgerschaftswahl.

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Hamburg taz | Viele alte weiße Männer: Wer sich die Wahllisten der Parteien für die Bürgerschaftswahl am kommenden Sonntag anschaut, findet dort wenige Frauen und junge noch weniger. Dabei haben gerade die kleinen Parteien eine lange Liste von Kandidierenden aufgestellt, manchmal grenzt das beinahe an Größenwahn.

Doch nur ein kleiner Teil der insgesamt 733 Menschen, die auf Wahlkreis- und Landeslisten stehen, wird es schaffen. Denn in der aktuellen Bürgerschaft sitzen 121 Abgeordnete. Die Online-Plattform abgeordnetenwatch.de hat Daten zu allen Kandidierenden erhoben, die taz hat sie analysiert.

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Unter allen Kandidierenden überwiegen Männer deutlich: 62 Prozent sind männlich, nur 38 Prozent Frauen. Blickt man auf die Parteien, fällt auf: Die AfD zieht die Quote runter. 84 Prozent ihrer Kandidierenden sind Männer – ähnlich hoch ist der Anteil bei den Humanisten und den Freien Wählern.

Bei drei Parteien gibt es ausschließlich weibliche Kandidatinnen: die Satirepartei Die Partei, Menschliche Welt und die Sozialliberale Demokratische Partei haben auf die Aufstellung von Männern verzichtet. Allerdings wird wohl keine davon ins Parlament einziehen.

Unter den Parteien, die es in die Bürgerschaft schaffen werden, stellen lediglich die Grünen mehr Frauen als Männer auf. Was überrascht: CDU und Linke sind mit einem geringen Frauenanteil von 37 Prozent gleichauf, betrachtet man alle Kandidierenden auf Wahlkreis- und Landesliste.

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Die Linke hat zwar das Ziel, die Listen paritätisch zu besetzen, allerdings gebe es zu wenige weibliche Bewerberinnen. „Wenn die Kandidatinnen fehlen, werden die Listen mit Männern aufgefüllt“, sagt Martin Wittmaack, Sprecher der Linken.

Die ungleiche Geschlechterverteilung zeigt sich auch in den Wahlkreisen: Fast überall kandidieren mehr Männer als Frauen. Nur in Eppendorf ist die Verteilung ausgeglichen.

Und das Parlament wird nicht nur von Männern dominiert, sondern ist auch älter als der Hamburger Durchschnitt, der bei 42 Jahren liegt: Die Männer und Frauen auf den Wahllisten der Parteien sind im Schnitt 46 Jahre alt. Die jüngsten sechs Kandidierenden wurden im Jahr 2001 geboren. Sie sind 18 oder 19 Jahre alt und gehören fast alle der Linken an – außer einem FDP-Kandidaten.

Der älteste Bürgerschaftsbewerber heißt Egon Zarnowka. Er ist 89 Jahre alt und kandidiert für die CDU im Wahlkreis Wandsbek. Die Kandidierenden der Grünen sind unter den großen Parteien am jüngsten mit durchschnittlich 44 Jahren. Unterboten werden sie nur von den Kleinparteien Volt und ÖDP mit 33 Jahren Altersdurchschnitt. Die AfD hat mit 55 Jahren den ältesten Schnitt.

Wähler*innen drängt sich beim Blick auf die Wahllisten auch ein Verdacht darüber auf, für wie relevant sich die Parteien selbst halten: Die FDP etwa, die derzeit um den Einzug in die Bürgerschaft bangt, schickt auf Wahlkreis- und Landesliste 109 Bewerber*innen ins Rennen. Nach aktuellen Prognosen werden sie, wenn es gut läuft, sechs Sitze bekommen. Das sind 18-mal mehr Bewerber*innen als mögliche Sitze. FDP-Sprecher Alexander Fröhlich von Elmbach hat dafür eine Erklärung: „Durch das Hamburger Wahlsystem gibt es die Möglichkeit, Kandidierende von hinteren Plätzen nach vorn zu wählen. Wir wollen den Bürgern die Chance geben, die Person zu wählen, von der sie überzeugt sind.“ Die FDP wolle die Entscheidung nicht durch eine Vorauswahl einschränken.

Nur CDU und SPD stellen noch mehr Kandidierende auf als die FDP. Die CDU bringt es nach den Prognosen auf 17 Mandate – dafür schickt sie 143 Kandidierende in den Wahlkampf. Das sind mehr als achtmal so viele. Sozialdemokraten und Grüne kalkulieren realistischer: Die SPD hat viermal so viele Kandidierende wie prognostizierte Sitze, bei den Grünen sind es zweieinhalbmal so viele.

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2 Kommentare

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  • Für die Wahlentschediung sollten Kriterien wie Alter, Geschlecht, Herkunft, "Hautfarbe", Beruf, sexuelle Orientierung etc. völlig irrelevant sein, weil sie keinerlei eindeutige Auswirkung auf die Politik eines Kandidaten haben. Es sollte ausschließlich um politische Positionen gehen. Leider machen es einem die Kandidaten und die Parteien sehr schwer, die unterschiedlichen politischen Positionen innerhalb der Parteien bei den einzelnnen Kandidaten überhaupt in Erfahrung zu bringen, wenn man nicht nach Klischees bzüglich der oben genannten Kriterien wählen möchte. Wünschenswert wäre ein Wahlomat, bei dem die Positionen der einzelnen Kandidaten angeglichen werden.

  • Kandidaten sind "älter als der Hamburger Durchschnitt, der bei 42 Jahren liegt: Die Männer und Frauen auf den Wahllisten der Parteien sind im Schnitt 46 Jahre alt."

    In die 42 Jahre gehen aber auch die Minderjährigen mit ein. Im Vergleich zum wahlberechtigten Teil der Bevölkerung sind die Kandidaten dann derzeit gar nicht so alt. Gegen Ende der Legislaturperiode sind die gewählten dann aber schon wieder ein Stück älter.