Wer ist Germanys next Topmodel: Von den Schönsten die Jüngste
"Vom kleinen Küken zur kleinen Frau" habe sie sich entwickelt - viel mehr wußte Heidi Klum über ihr diesjähriges Germanys Topmodel nicht zu sagen. Dabei ist die 17-jährige Jennifer Hof einseinundachzig.
Blond ist sie, hübsch ist sie und seit Donnerstagnacht Quasi-Eigentum von C&A. Gekürt wurde Germanys next Topmodel Jennifer Hof von einer Art Zentralkomitee des Model- und Medienbusiness, dessen Große Vorsitzende Heidi Klum heißt und dessen blasse Beisitzer brav abnickten, was der Businessplan der nun auch schon 35-Jährigen vorsieht.
Man mag die Pro7-Cashcow "Germanys next Topmodel" doof und frauenfeindlich finden. Fakt ist aber, dass nahezu jeder vierte Deutsche die Sendung gesehen hat. Und Fakt ist auch, dass die nun gekürte Siegerin nicht zur Teilnahme gezwungen wurde. Im Gegenteil.
Aus freien Stücken ist die damals noch 16-Jährige Schülerin wie viele Mädchen in diesem Land von ihrer Heimatstadt Rodgau ins nahe Offenbach gefahren, um dort am Casting teilzunehmen. Da war sie noch eine unter 18.000 Kandidatinnen. Wie bei allen Bewerberinnen haben die Pro7-Scouts auch bei ihr darauf geachtet, dass sich die Heidi-Phase nicht mit der Ausbildungsplanung der jeweiligen Bewerberin beißt.
Ein halbes Jahr später ist Jennifer Hof nicht nur um einen Zentimeter auf stolze einseinundachtzig gewachsen - sie hat auch ihren Realschulabschluss in der Tasche und ist damit als Number-one-Girl frei für den Modeljob.
Qualifiziert für den Sieg hat sie wohl nicht nur ihre Schönheit, sondern vor allem ihre Jugend. Spätestens als während der Staffel ihrer Konkurrentin Carolin schamlos zu verstehen gegeben wurde, mit 24 Jahren sei sie "in diesem harten Business" nicht gerade erste Garnitur, war klar, wohin der Hase läuft: von den Schönsten die Jüngste würde siegen. Schließlich ist bei einer 17-Jährigen zu erwarten, dass sie formbar und - vor allem - noch sehr lange vermarktbar sein würde.
Nicht aufgefallen hingegen ist die Gesamtschülerin durch Redebeiträge. Kein Wort zuviel kam Heidis "Mädchen" über die schönen Lippen. Das aber muss niemanden verwundern, der jemals mit einer Pubertierenden das Gespräch gesucht hat. In diesem Universum steht alles auf der Kippe - Jugendliche dieser Altersgruppe wappnen sich deshalb gern mit einer coolen Verstocktheit. Das Kind Jennifer, gefangen im Körper einer Erwachsenen, bildet da keine Ausnahme. Eher muss man sich fragen, woher die Hessin die Nerven genommen hat, das ganze Klumsche Trallalla derart stoisch über sich ergehen zu lassen. In dieser Hinsicht war sie ihren mitunter unerträglich servilen Mitbewerberinnen um Längen voraus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?