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Wenn man eines Besseren belehrt wird

U 9

Die Linie der Berliner U-Bahn hat 18 Stationen und ist 12,5 Kilometer lang. Sie verbindet Gesundbrunnen und den Wedding mit dem westlichen Zentrum (Bahnhof Zoo, Kurfürstendamm) und Steglitz.

Es ist abends kurz nach acht, die U 9 hält am Zoologischen Garten, ich bin auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier. Vor mir in der U-Bahn sitzen vereinzelt Menschen, alle ­tragen Maske, genau wie ich. Plötzlich steigen zwei junge Männer ein, sie sind vermutlich Anfang zwanzig und tragen keine Maske. Als ob das nicht ignorant genug wäre, manspreaded ­ei­ner von ihnen auch noch beim Sitzen – er spreizt also unnötig seine Beine, um mehr Platz einzunehmen. Ich unterdrücke meine aufsteigende schlechte Laune und versuche, woandershin zu schauen.

Als die Bahn wieder losfährt, kullert eine leere Flasche Bier über den Boden. Sie bleibt beim Schuh des Manspreaders hängen. Ich rechne damit, dass er sie durch das Abteil kickt. Er aber schaut kurz runter, hebt sie hoch und stellt sie hinter seinen Beinen wieder auf. Noch ein paar Stationen weiter steigt eine Frau im Rollstuhl ein. Sie bittet die Pas­sa­gie­r:in­nen um Kleingeld. Auch sie trägt keine Maske, rollt den Gang entlang. Alle ignorieren sie. Die beiden jungen Männer stehen auf, geben Münzen in den Becher der Frau und steigen aus. Und ich bleibe mit einem mulmigen Gefühl zurück und denke, dass Menschen eben doch nicht so schwarz-weiß sind, wie man auf den ersten Blick annimmt. Shoko Bethke

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