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„Wenn ich morgens aufwache“

■ Ein Gespräch mit Til Schweiger und Detlev Buck über ihren Film „Männerpension“

taz: Anscheinend fühlt ihr euch ganz wohl im Knast. Für Til Schweiger ist „Männerpension“ nach „Bunte Hunde“ schon der zweite Film hinter Gittern.

Til Schweiger: Ich hätte sogar noch einen machen können. Das war aber jetzt Zufall. Ich kann ja nicht einen Film ablehnen, wenn ich geil darauf bin, mit Detlev zu arbeiten, nur weil der teilweise im Knast spielt. Deswegen bin ich ja wohl mit dem Image nicht gleich auf Knast festgelegt. Ich bin froh, daß ich gerade „Manta Manta“ hinter mir habe.

Ihr wart aber vorher nicht in einem richtigen Gefängnis und habt mit Gefangenen gesprochen?

Detlev Buck: (lacht) Joh, also der Eckhard [Drehbuch-Co-Autor Theophil, d. Red.], der hat ja sozusagen zehn Jahre da recherchiert. Das macht heute auch nicht mehr jeder, zehn Jahre Recherche für einen Film.

Schweiger: Dafür hat er den Bundesfilmpreis verdient.

Mit Christoph Wackernagel spielt sogar ein echter Ex-Terrorist mit.

Buck: Ja, der hatte da voll Bock drauf – so als „Raffuzzi“ [RAF- Fuzzi – Filmname von Wackernagel]. Der hat ja auch wirklich lange gesessen. Daß der jetzt so locker damit umgeht, das ist Humor hoch achtzig.

Wie seid ihr beide eigentlich aneinandergeraten?

Schweiger: Wir haben uns im Zug getroffen. Zufällig. Von Berlin nach Hamburg. Da kam der Detlev in mein Abteil mit seinen Hühnern und 'nem Sack Kartoffeln. Da haben wir den ganzen Weg gesprochen und festgestellt, daß wir uns mögen und ähnlich denken über Film. Da gab es das Projekt aber noch gar nicht.

Buck: Da war ich mit Eckhard gerade am Drehbuch zugange. Die Rollen waren aber noch nicht besetzt. Ich habe auch gar nicht daran gedacht, daß ich da selber mitspielen werde.

Schweiger: Der Detlev stand auf meiner Liste ganz oben. Da war Sönke Wortmann („Der bewegte Mann“), Lars Becker („Bunte Hunde“) und der Detlev – und jetzt habe ich sie alle abgegrast.

Was bleibt denn da noch übrig?

Buck: (lacht) die Frauen.

Apropos Frauen: Im Film geben zwei überraschende Talente ihr Debüt.

Buck: Die Heike Makatsch hab' ich vorher in Viva gesehen, da war mir in Null Komma nix klar, daß ich die nehme.

Sie singt den Country-Oldie „Stand by Your Man“ wirklich überzeugend.

Schweiger: Es gibt halt Moderatorinnen, die kommen zum Film und singen geil. Ist zwar selten, aber das gibt's. Und sie spielt auch noch toll.

Und wie bist du auf Marie Bäumer gekommen?

Buck: Ja, bist du denn blind oder wat?

Nö. Im Augenblick laufen ja die deutschen Kino-Komödien sehr gut. Was ist, wenn das nächstes Jahr vorbei ist?

Schweiger: Ich find's sowieso beknackt: Jeder Film, wo man dreimal grinsen muß, ist gleich 'ne Komödie. Das liegt nur daran, daß jetzt alle so goldgräberstimmungsmäßig drauf sind.

Buck: Im Grunde is dat mit Komödie ja jetzt schon vorbei. Ist aber okay, dann fängt man eben wieder neu an.

Til, Britta Steilmann macht jetzt für dich die Publicity. Ist das nicht ein komisches Gefühl, wenn man mit dem Fußballclub Wattenscheid und Öko-Mode in einem Programm ist?

Schweiger: Meine Kölner Agentur ist total überlastet. Außerdem mag ich die Britta sehr. Die kriegt kein Geld dafür, die macht das wirklich aus Enthusiasmus. Dafür mache ich dieses Jahr Werbung für ihre Öko-Mode.

Du bist ja mittlerweile Deutschlands größtes Sexsymbol. In „Männerpension“ sieht man dich wieder mehr oder weniger nackt. Und muskelbepackt. Hast du dafür trainiert?

Schweiger: Nö, ich hab' seit letzten Mai keinen Sport mehr gemacht. Insofern fühl' ich mich auch überhaupt nicht als Sexsymbol. Dazu bin ich erkoren worden von irgendwelchen Leuten. Und jetzt stürzen sich alle drauf. Es fällt mir echt schwer, mich im Film auszuziehen. Ich sehe mich ja selbst, wenn ich morgens aufwache, das hat mit Sexsymbol wenig zu tun.

Buck: Das wäre aber nicht schlecht, anderthalb Stunden nur Til Schweiger, immer mit der Kamera den Körper rauf und runter.

Hat dir denn die Sexszene mit Marie Bäumer im Hühnerstall Spaß gemacht?

Schweiger: Schon sich da vor all den Leuten auszuziehen ist nicht so einfach. Alle stehen drum rum, und der Gänse-Trainer, der hinter den Tieren herrennt, macht den Hals länger als die Gänse. Da war Detlev noch der schüchternste.

Buck: Du mußt dich bei so was immer zurückhalten und die Nacktheit respektieren, sonst ist keine Spannung im Karton.

Til, wie lange drehst du noch mit Hannelore Elsner „Die Kommissarin“?

Schweiger: Ich bin schon erschossen worden. Das sollte auch längst gelaufen sein. Nach „Manta Manta“ und „Ebbys Bluff“ habe ich die Serie gemacht, weil ich noch einiges lernen mußte. Und natürlich um Geld zu verdienen. Dadurch konnte ich für den Lars „Bunte Hunde“ zum Nulltarif drehen. Aber jetzt gibt's keine Serien mehr.

Was gibt es denn für neue Projekte?

Schweiger: Ich mache gerade einen Actionfilm für RTL. Er heißt „Adrenalin“. Ich bin ein ehemaliger SEK-Mann, der jemanden erschossen hat. Vorbild war das Fahndungsdesaster von Bad Kleinen, wo man einfach einen erschossen hat, statt ihn festzunehmen. Ein Thriller mit viel Ballerei, Drehorte sind Köln und das Phantasialand.

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