Wenn der Alltag grau ist, hilft nur die Sonne

CDU-Landesparteitag nimmt Klaus Landowskys Abschied zur Kenntnis, wählt ihn zum Stellvertreter Diepgens, aber sehnt sich nach schöneren Zeiten

Lag es an der schönen Frühlingssonne am Tegeler See? Lag es an dem ermüdenden Thema Spendenaffäre oder daran, dass das Duell Hertha BSC gegen Leverkusen wartete? Vielleicht spielte alles eine Rolle, dass der CDU-Parteitag in den „Tegeler Seeterrassen“, wo „Aal grün“ noch zu den Delikatessen auf der Speisekarte gehört, so gar nicht in den Tiefen der parteiinternen Schwierigkeiten rührte. Man hielt sich „angesichts des schönen Wetters“, wie Generalsekretär Ingo Schmitt gleich zu Beginn analysierte, nicht mit Vergangenem auf. Man wollte „die Sonne sehen“, oder anders ausgedrückt: nicht nach hinten blicken, sondern locker nach vorn.

Die Fakten sollten dies bestätigen. Wer glaubte, die CDU sei noch auf Landowsky-Kurs, sah sich nicht nur bei dessen Wahlergebnis zum stellvertretenden Landesvorsitzenden getäuscht. Der wegen des Bankenskandals abtretende Fraktionschef erhielt nur 70,9 Prozent der Delegiertenstimmen: kein gutes Votum, das Landowsky auch mit der Bemerkung „alles was über 70 Prozent liegt, ist gut“ nicht schönreden konnte.

Zwar hatte Eberhard Diepgen, der am Freitagabend schon mit 92,2 Prozent erneut zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt worden war, noch einmal die „Verdienste“ des „Freundes“ Revue passieren lassen und die Delegierten zu stehenden Ovationen genötigt. Doch schon die Abschiedsrede Landowskys kam als politisches Testament nicht mehr so richtig an.

Noch im Lagerdenken der alten Westberliner CDU verhaftet, ließ der Fraktionschef die „Gefahren für den Geist dieser Stadt“ aufblitzen. Von einem „Linksruck“ in Berlin und dem „Sein oder Nichtsein“ für die Union wurde gewarnt. Der SPD warf Landowsky vor, die „Vernichtung der bürgerlichen Eliten und Werten“ zu betreiben, wenn diese sich weiter auf die PDS zubewege. Und ganz der Alte rührte er schon die Wahlkampftrommel für 2004: „Wir werden die Stadt nicht einer Koalition vor die Füße werfen, die die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes nie gewollt hat.“ Dass dabei auch für die CDU wichtige Perspektiven zu kurz kamen, die Osterweiterung der EU, die Länderfusion und die Angleichung der Lebensverhältnisse von Ost- und Westberlin, lag daran, dass Landowsky den Bogen weit zurückschlug. Der Parteitag aber wollte zukünftiges Sonniges und Leichtes.

„Wir befinden uns in einem personellem und inhaltlichen Umbruch“, betonte Frank Steffel, der mit 35 Lenzen Landowsky beerben wird. Und wo die Ziele der New-CDU-Generation noch nicht allzu klar zu Tage treten – und darum Diepgen als letzter Verbliebener aus der „Lando-Ära“ noch das „Leitbild der modernen CDU“ geben muss – positionierte sich die junge Garde schon einmal im 7-köpfigen Landesvorstand samt 11 Beisitzern: darunter Marlies Wanjura (84 Prozent), JU-Chef Kai Wegener (69,2), Monika Grütters (64,2) und Dieter Hapel (81,5), die 23-jährige Astrid Jantz und der 36 Jahre alte Christian Goiny.

Für die Grünen bleibt der „grandiose Neuanfang der CDU mit frischen und jungen Kräften“, so Vorstandssprecherin Regina Michalik, freilich ein Flopp, solange Klaus Landowsky im Vorstand sitzt. Doch dessen Spendenaffäre hat die Berliner Union zur Einsicht geführt: der Parteitag verschärfte die Spendenregeln. Ob’s hilft?

ROLF LAUTENSCHLÄGER