: Wenn das Mausoleum zum Wohnzimmer wird
Wo sind sie denn, die Mausoleen? Laut Plan irgendwo hinten links. Eine halbe Stunde wird es dauern, die Wege sind verschlungen, Wasserläufe, Brücken. Man könnte fast vergessen, dass man auf einem Friedhof ist, wären da nicht immer wieder die Grabmale in der Parklandschaft, die zwischen den Bäumen hervorlugen.
Reiche Hamburger Familien haben sich vor über 100 Jahren richtige kleine Tempel errichten lassen, von denen jetzt viele verfallen. Mit Gittern umgeben stehen sie da, das Dach mit Plane abgedeckt. „Achtung! Einsturzgefahr!“
Das hinten, das sieht aber doch noch ganz gut aus. Top in Schuss, lebt denn von der Familie noch jemand? Aus dem Inneren dringen die Töne einer Trompete, durch die Tür scheint Licht. Sie öffnet sich, ein älterer Herr schaut heraus. Ob wir hereinkommen wollen?
Hamburg-Ohlsdorf
17.813 Einwohner*innen,
liegt im Norden der Stadt an der Alster und beherbergt mit dem Ohlsdorfer Friedhof den größten Parkfriedhof der Welt. Es gibt dort sogar Straßen, und Buslinien.
Im Inneren ist es warm, die Wände mit roter Farbe gestrichen, es stehen Korbsessel da, die Trompete liegt auf einer Bank. Er wohne in der Nachbarschaft, erzählt der Mann, und habe das Mausoleum gekauft, nun sei es sein Rückzugsort zum Üben. Er lade auch gerne Freunde ein. „Am Wochenende zum Glühweintrinken. Kommen Sie doch auch!“ Daniel Wiese
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