: Wenn Arbeit krankmacht
■ Die „Informationsstelle Arbeit und Gesundheit“ forscht nach den Verursachern Von Sannah Koch
Dem einen stinkt sie, der anderen raubt sie den Atem, dem nächsten bricht sie das Kreuz – viele macht sie einfach „nur“ irgendwie krank, ihre Arbeit. Eine Binsenweisheit, die zwar gesellschaftliche Realität ist, aber dennoch nicht untätig hingenommen werden sollte. Denn oft ist es nicht die schlichte achtstündige Maloche, die dem menschlichen Körper so zusetzt – vielmehr sind es häufig gesundheitsgefährdende Schadstoffe oder körperfeindliche Arbeitsplätze und -zeiten, die Unbehagen, Krankheit, Verschleiß oder gar Frühverrentung auslösen. Wer Hilfe bei der Suche nach den Verursachern braucht, kann sich an die Hamburger Informationsstelle Arbeit & Gesundheit wenden.
Wie der Arbeiter mit der chronischen Atemwegserkrankung oder die Krankenschwester, deren Haut im Dienst unerträglich zu brennen begann. Deren Hausärzte zwar die Krankheitsbilder diagnostizieren und behandeln konnten, aber nicht deren Ursachen. Eine Diagnostik, die die drei MitarbeiterInnen der Infomationsstelle bieten können. Mit Hilfe von Datenbanken über Schadstoffe oder bei Betriebsbegehungen suchen sie nach den Auslösern in der Arbeitsumwelt. Und werden in der Regel fündig. „Es hat einige Wochen gedauert, bis wir gemeinsam herausgefunden haben, daß die Ursache für die Beschwerden der Krankenschwester ätzendes Waschmittel in der Klinikwäsche ist“, erzählt Cornelia Peters. Oder im Fall des Arbeiters Isocyanate, denen er beim Verpacken von Maschinenteilen ohne Atemschutzmaske ausgesetzt war.
Doch dann fängt die Arbeit der Informationsstelle erst an: „Wir wollen dabei helfen, den Arbeitsplatz anschließend umzuorganisieren“, so Peters. Ein schwieriges Unterfangen, das nicht immer gelingt, wie sie einräumt: „Die Arbeitnehmer haben zu wenige Rechte, obwohl das Bewußtsein über Gesundheitschutz am Arbeitsplatz wächst.“
Aber es gibt auch Erfolge: Wie die Beratung bei der Einführung neuer Schichtpläne in einem großem Hamburger Unternehmen. Oder die Warnung vor einem krebserregenden Produkt, dessen Einführung der Betrieb dann noch stoppen konnte. Die Informationsstelle berät nicht nur Einzelpersonen, sondern ist auch Ansprechpartnerin für Betriebsräte (z.B. Fortbildungen) oder Arbeitgeber in Fragen von Arbeitsorganisation.
Die Informationsstelle (Schanzenstraße 75, Tel: 439 28 58) ist montags und donnerstags von 14 - 17, mittwochs 14 -19 Uhr und dienstags von 10 - 13 Uhr zu erreichen.
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