Weltmeisterschaft im Footbag: Everybody is Kung Fu kicking

Der Sport, der auf Schulhöfen gerne als "Hacky-Sack" bezeichnet wird, heißt offiziell Footbag. In den Disziplinen Freestyle und Netz wurden nun die Weltmeister gekürt. Am Netz gewinnen die Deutschen.

Der Jubel war groß auf den Rängen und viele stürmten das Spielfeld der Netz-Disziplin im Footbag in der Arena Berlin. Der Berliner Patrick Schrickel und sein Doppelpartner aus Frankfurt Florian Götze haben die Titelverteidiger aus Kanada und Kalifornien geschlagen.

Footbag, das ist ein kleiner genähter Ball mit Sand- oder Granulatfüllung. Häufig bekannt unter dem Markennamen Hacky-Sack, kommen Schüler damit in Berührung, die im Kreis stehen und versuchen mit abwechselnden Tritten den Ball in der Luft zu halten. Als Sport sieht das allerdings um einiges anspruchsvoller aus und ist entprechend spannender. Fast 2.000 Gäste kamen am Samstag zum Endspiel um die Weltmeisterschaft in die Arena.

"Im Finale haben wir technisch nicht so anspruchsvoll wie in der Vorrunde gespielt," analysiert der dreißigjährige Florian Götze selbstkritisch. Aber für den Laien war es ein packendes Game, "weil die Ballwechsel extrem schnell waren." Gespielt wird nach der früheren Volleyballzählweise, mit zwei Gewinnsätzen bis fünfzehn Punkten auf einem Badmintonfeld. Der Ball darf nur unterhalb des Knies berührt werden. Das Netz ist auf 1,52 m gespannt. Hoch genug für spektakuläre Schmettertritte gegen den kleinen Ball, da werden Erinnerungen an Kung-Fu-Filme wach. Rückwärts und im Fallen wird der Ball getreten, Kicks, die spätestens als dritte Ballberührung den Spielzug abschließen müssen und meist einem nicht weniger spektakulär hochgereckten Fuß des Gegenspielers als Block gegenüberstehen.

"Nach dem 9:9, im dritten und entscheidenden Satz, erinnere ich mich an nichts mehr." Patrick Schrickel beschreibt den Tunnelblick des Sportlers. Am Anfang hätte ihn die ungewohnte Kulisse, abgelenkt. "Aber das ist toll, dass die Leute sich hier begeistern lassen für etwas, das sie nicht kennen." Der große Publikumszuspruch ist ein Erfolg für die diesjährigen Veranstalter des FC Footbag Berlin e.V. "Footbag ist urban, eine kleine international verstreute Szene, kein Wald- und Wiesensport," meint Florian Götze. Die über 280 Athleten kommen aus 28 Ländern.

Während im Netzspiel die Sportler um die dreißig und älter sind, ist im Freestyle kaum ein Akteur über 21. Die alte und neue Weltmeisterin aus der Schweiz, Tina Aeberli, ist gerade mal neunzehn. "Footbag-Freestyle ist extrem anspruchsvoll für die Gelenke," erklärt Götze. "Das ist so als würdest du die ganze Zeit Seilspringen und dabei tanzend einen Ball mit den Füßen hoch halten."

Für den Freestyle wird die Bühne vorbereitet. Rico Loop, musikalischer Freestyler und Multi-Instrumentalist an der Loopstation leitet in den zweiten Höhepunkt des Events über. Das hat eine Menge vom Tanzen, wenn die einzelnen Sportler den Ball und die Füße um den Körper wirbeln. Sechs Kampfrichter bewerten auf einer Skala von 1.0 bis 6.0 die Performance in den Kategorien Technik und Ästhetik. Die Musik dabei ist vielseitig: Der amtierende Weltmeister aus Polen jongliert zu einer Klaviersonate, der neue Titelträger und mehrmalige Champion Vasek Klouda aus Tschechien, kickt sich zu elektronischen Klängen im Rhythmus von Computerspiel-Sounds zum Sieg.

Auch die Moderation ist dem Freestyle verpflichtet. Es wird improvisiert gerappt, um das Publikum bei Laune zu halten bis die Kampfrichter ihre Entscheidung treffen. Mit dem Show-Charakter der Weltmeisterschaften möchte man den Sport bekannter machen. Zugunsten der aufwendigen Organisation wurde sogar auf ein Preisgeld verzichtet. Dafür haben Kameras und ein Kamerakran es dem Publikum und auch denen, die über Livestream die Finals im Internet sahen, wesentlich einfacher gemacht, dem Spektakel zu folgen. Die frischen Weltmeister sind mit dem Verzicht einverstanden. Man spiele für Ruhm und Ehre - und im Freestyle vor allem gegen sich selbst.

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