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Weiterer Mord in Belfast

22-Jähriger in der nordirischen Hauptstadt erschossen. Die Polizei führt das Attentat auf den Machtkampf zwischen rivalisierenden protestantischen Gruppen zurück

BELFAST dpa/taz ■ Der Bandenkrieg zwischen protestantischen paramilitärischen Gruppen ist in der Nacht zum Donnerstag mit der Ermordung eines Mannes in der nordirischen Hauptstadt Belfast fortgesetzt worden. Erschossen wurde der 22-jährige Sam Rockett, dessen Familie starke Bindungen zur protestantischen Terrorgruppe Ulster Volunteer Force (UVF) hat. Es werde angenommen, hieß es aus Polizeikreisen, dass die Täter Mitglieder einer rivalisierenden protestantischen Gruppe, der Ulster Freedom Fighters (UFF), seien.

Offiziell unterstützen die politischen Flügel beider Organisationen den Friedensprozess. Die Vertreter der UVF, die progressive Unionist Party, hat sogar Abgeodnete im Belfaster Regionalparlament. Einer von ihnen, Billy Hutchinson, wies der UFF die Schuld für den Mord zu und warf den Sicherheitskräften vor, eine derartige Tat zugelassen zu haben. „Ich habe stets die Auffassung vertreten, dass Verhandlungen nur eine Frage der Zeit sind. Im Moment jedoch stoßen alle derartigen Appelle auf taube Ohren“, sagte Hutchinson.

Die Polizei hatte eine solche Vergeltungsaktion erwartet, weil Mitglieder der UVF am vergangenen Montag zwei Männer erschossen hatten, darunter ein führendes Mitglied der UFF. Nach Unruhen im Anschluss an dieses Verbrechen hatte die nordirische Polizei den prominenten Chef der Ulster Freedom Fighter (UFF), Johnny Adair, eingesperrt. Der 36-Jährige war erst im vergangenen September auf freien Fuß gesetzt worden und hatte sogleich begonnen, die Gegner des Friedensprozesses um sich zu sammeln. Er gilt als Organisator zahlreicher Überfälle auf katholische Wohnviertel in diesem Jahr.

Der britische Nordirland-Minister Peter Mandelson hatte mit der Verhaftung Adairs erstmals von einer gesetzlichen Regelung Gebrauch gemacht, wonach er Terroristen, die im Rahmen des Friedensprozesses für Nordirland im vergangenen Jahr freigelassen wurden, wieder in Haft nehmen lassen kann, falls sie erneut Gewalttaten organisieren oder verüben.

In Nordirland wird ein Machtkampf ausgetragen, bei dem es nicht um den Konflikt zwischen probritischen Protestanten und republikanischen Katholiken geht. Die Polizei spricht von einem Bandenkrieg, bei dem innerhalb der protestantischen Seite um die Führungsrolle im organisierten Verbrechen gekämpft werde. UFF und UVF finanzieren ihre Tätigkeit und den harten Kern von Anhängern vor allem durch Schutzgelderpressung und Drogenhandel.

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