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Weil Hasek alles hält, hängen Gretzkys Schultern

■ Tschechiens Eishockeyteam steht nach einem Shoot-out-Sieg über den sehr enttäuschten Favoriten Kanada im Olympia-Finale und führt den Erfolg zurück auf Teamgeist und Torhüter

Nagano (taz) – Petr Svoboda von den Philadelphia Flyers hat eine einfache Erklärung für den erstaunlichen Siegeszug der tschechischen Nationalmannschaft: „Jagr und Hasek“. Das mag der neben ihm sitzende Jaromir Jagr so nicht stehen lassen. Jagr (Pittsburgh Penguins) ist bisher neben dem Russen Pawel Bure bester Feldspieler beim olympischen Eishockeyturnier. Er sagt: „Wir spielen wie ein Team. Das haben wir vorher nie getan.“

Den Teamgeist führte Coach Ivan Hlinka gestern nach dem Halbfinal-Sieg gegen Kanada im Shoot-out wiederum auf den „Kern von europäischen Spielern“ zurück, den er aufgebaut hat. Während neben Kanada und den USA auch die Mannschaften von Schweden und Rußland vollständig aus NHL-Profis bestehen, hat Tschechien 12 Leute aus Europa dabei und dafür einige formidable NHL-Leute in Amerika gelassen. Alles schön und gut, aber früher oder später kommt jeder doch wieder auf Torwart Dominik Hasek zurück. „Er ist ein guter Keeper“, hatte Wayne Gretzky vorher über den Star der Buffalo Sabres gesagt, „aber ein Spieler gewinnt kein Match.“ Tat Hasek beinahe doch. Nur ein einziges Mal, eine knappe Minute vor Ende des letzten Drittels, ließ er sich von Trevor Linden überwinden. In der zehnminütigen Verlängerung belagerte das Konglomerat von Superstars im kanadischen Trikot ungestüm sein Tor, doch Hasek hielt alles und stoppte dann sämtliche fünf Penalties des Gegners.

Auf der anderen Seite war Patrick Roy ein fast ebenbürtiger Torhüter, der das „Edelduell zweier großartiger Goalies“ (Kanadas Coach Marc Crawford) dennoch knapp verlor. Auch er ließ während des Matches nur einen Schuß passieren und hielt drei Penalties – aber eben nicht den des Ex-Frankfurters Robert Reichel.

„Dieses Match wird als ein großes Eishockeyspiel in die Geschichte eingehen“, sagte Marc Crawford. Seinem Team war das ein schwacher Trost. Wayne Gretzky saß noch mit hängendem Kopf auf der Bank, als die Mitspieler schon zur Gratulation auf dem Eis standen, und Verteidiger Ray Bourque klagte wenig später: „Wir hatten den Blick fest auf Gold gerichtet. Es tut sehr weh, nicht erreicht zu haben, weswegen wir hergekommen sind.“

Kaum einer der nordamerikanischen Spieler hatte Erfahrung mit einem Penalty-Schießen, da in der NHL, wenn es sein muß, die ganze Nacht gespielt wird, bis das entscheidende Tor fällt. Entsprechend gering war die Begeisterung. „Offensichtlich nicht“, sagte Steve Yzerman auf die Frage, ob er den Shoot-out für eine gute Form der Entscheidungsfindung halte.

Während die Kanadier heute im Spiel um Bronze gegen Finnland wenigstens „eine gute Show“ (Yzerman) zeigen wollen, gehen die Tschechen voller Selbstvertrauen ins morgige Finale gegen Rußland. Die Russen haben die Finnen deutlich mit 7:4 abgefertigt – und Bure hat fünfmal getroffen. Kein Problem: „Jeder von uns“, sagt Jaromir Jagr, „glaubt an Dominik.“ Matti

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