Kommentar: Weichzeichner
■ Warum modernistische Floskeln der GAL den Weg vom Öko-Markt weisen
Geklärt ist gar nichts. Mit Vergangenheitsbewältigung glänzt Hamburgs Grün-Alternative Liste nicht gerade, und von einer glänzenden Zukunft kann sie nur wunschträumen. Nach den Abspaltungen der vergangenen Wochen muß die GAL ihren Weg selbstredend neu skizzieren. Doch die Entwürfe, die sie bislang auf den Block warf, wurden mit ganz weichem Stift gezeichnet.
Die Kündigung des Generationen-Vertrages, die 40 bündnisgrüne Ewig-Morgige jetzt fordern, ist der falsche Wegweiser. Denn dessen Grundirrtum besteht in dem Versuch, modernistische Floskeln, zu politischen Inhalten verklärt, in den Markt einzuführen.
Hamburgs Grünen drohte ein böses Erwachen, wenn auch sie Geschichtsklitterung mit Analyse verwechseln würden. Problem verkannt, Problem gebannt – diese Formel funktionierte schon bei der Europawahl nicht. Manche WählerInnen entschieden sich gleich fürs sozialdemokratische Original, die meisten aber behielten ihre Stimme lieber für sich, als sie beim realogewandeten Imitat abzugeben.
Der GAL wird inzwischen selbst von Wohlmeindenden attestiert, sie sei langweiliger, als die Statt Partei es je werden konnte und die FDP jemals werden wollte. Sollte sie nun ihre Zukunft auf der Neuen Brache in der Mitte suchen, wird sie dort enden, wo diese beiden völlig zu Recht bereits verendeten.
Denn Waren, die Konsumenten weder wollen noch brauchen, werden nach den Gesetzen des Marktes von selbigem genommen. Selbst, wenn noch Öko draufstehen sollte.
Sven-Michael Veit
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