Weddingwissenswert: „Blutmai“ und Hertha BSC
Seinen Namen hat der Ortsteil einem Adligen namens Rudolphus de Weddinge zu verdanken. Der gründete zirka 1200 das Dorf Weddinge in der Gegend des Nettelbeckplatzes. Erstmals offiziell erwähnt wurde das Dorf Weddinge im Jahr 1251.
Der Wedding ist seit 1861 ein Berliner. Damals wurde der inzwischen um ein „e“ geschrumpfte Ort zusammen mit dem Gesundbrunnen Teil der Stadt Berlin. Der heutige Ortsteil Wedding hat eine Größe von 9,23 Quadratkilometern.
Aus einem kleinen Dorf ist inzwischen ein großes Dorf geworden: Ende 2016 lebten 85.402 Menschen im Wedding, davon hatten 44.296 laut Berliner Bevölkerungsstatistik einen Migrationshintergrund. Das sind, so viel Mathe können selbst wir, mehr als 50 Prozent. Den Pass eines anderen Landes haben davon allerdings nur 28.889 Menschen. Die Gesamtbevölkerung ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, vor fünf Jahren noch lebten im Wedding gut 80.000 Menschen.
Berühmte Personen aus dem Wedding: Der Entertainer Harald Juhnke (1929 bis 2005) wuchs genauso im Wedding auf wie der Schlagersänger Roland Kaiser und der ehemalige Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen. Auch Fußball-Weltmeister Thomas „Icke“ Häßler stammt aus dem Ortsteil an der Panke.
Wo wir gerade beim Fußball sind: Hertha BSC hat auch ein eine Weddinger Vergangenheit. In der „Plumpe“, dem Stadion am Gesundbrunnen, trug der Verein von der Eröffnung des Stadions 1924 bis zur Bundesliga-Gründung 1963 regelmäßig seine Heimspiele aus, auch während der goldenen Ära Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre, als man zweimal Deutscher Meister wurde.
Warum hieß die Gegend einst „roter Wedding“? Wedding war ein klassischer Arbeiterbezirk, Großbetriebe wie Osram, Rotaprint und AEG waren hier angesiedelt. Entsprechend hatten die Arbeiterparteien starken Zulauf. Die KPD rief die Arbeiter 1929 zum Streik auf. In dessen Folge kam es in Neukölln und im Wedding zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Im „Blutmai“ wurden insgesamt 32 Menschen von Polizisten getötet, fast alle unbeteiligt. Im Anschluss gründete sich nicht nur die Agitprop-Gruppe „Der rote Wedding“, die den Song „Roter Wedding“ komponierte – auch der Ortsteil bekam nun diesen Beinamen.
Wedding kulturell: In den vergangenen Jahren sind im Wedding zahlreiche Kulturorte neu entstanden oder haben sich neu erfunden: Viele Initiativen sind auf dem Ex-Rotaprint-Gelände angesiedelt (Gottschedstraße 4), es gibt die Clubs Humboldthain (Hochstraße 46) und Panke (Gerichtstraße 23). Konzerte und Veranstaltungen finden auch im silent green Kulturquartier statt (Gerichtstraße 35).
Das wohl beliebteste Gewässer im Wedding ist der Plötzensee nahe des Volksparks Rehberge. Dort findet man ein Freibad mit Sandstrand, und im Sommer können die Uferplätzchen schon mal knapp werden. (jut)
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