Wechsel in der Führungsspitze: Siemens-Chef Löscher muss gehen
Zwei Gewinnwarnungen innerhalb von drei Monaten waren zu viel. Siemens-Chef Peter Löscher ist gefeuert. Finanzchef Joe Kaeser soll wohl übernehmen.
MÜNCHEN dpa | Nach einer Serie von Rückschlägen muss Siemens-Chef Peter Löscher seinen Posten räumen. Der Aufsichtsrat des Elektrokonzerns werde in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch über das vorzeitige Ausscheiden Löschers beschließen, teilte das Unternehmen am späten Samstagabend nach Marathon-Beratungen der Aufseher in München mit.
Als Nachfolger läuft alles auf den bisherigen Finanzchef Joe Kaeser an der Spitze des Elektrokonzerns hinaus. Wie mehrere Onlinemedien in der Nacht zum Sonntag berichteten, will eine Mehrheit im Aufsichtsrat ihn zum Nachfolger Löschers bestimmen. Auch diese Entscheidung soll am Mittwoch fallen
In gut informierten Kreisen hatte es am Samstagabend bereits geheißen, das Pendel schlage für Kaeser aus. Wie süddeutsche.de, faz.net und welt.de dann später übereinstimmend meldeten, hätten sich die Aufsichtsräte bei ihrer Sitzung bereits mehrheitlich auf den 56-Jährigen verständigt.
Löschers (55) Rauswurf hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, nachdem Siemens am Donnerstag die Börsen mit einer neuerlichen Gewinnwarnung verschreckte. Das für 2014 angepeilte operative Gewinnziel von mindestens zwölf Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, erklärte das Unternehmen und schickte die Aktie damit auf steile Talfahrt. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten.
2007 als Hoffnungsträger gekommen
Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hatte Löscher 2007, mitten im Strudel des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals, an die Konzernspitze geholt. Damals galt er als Hoffnungsträger, doch kämpfte er immer wieder mit Problemen wie zuletzt mit Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks.
Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Probleme Anfang Mai kappen müssen. Das nun kassierte Gewinnziel für 2014 galt allerdings als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014". Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten.
Trotz der Pannenserie hatte sich Löscher bis zuletzt kämpferisch gegeben. „Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art, aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen“, sagte der Manager der Süddeutschen Zeitung. „Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Parteiprogramme für die Bundestagswahl
Die Groko ist noch nicht gesetzt