Wasserknappheit in Nahost: Das Tote Meer soll leben
Israelis, Palästinenser und Jordanier haben ein Problem: Durch den Klimawandel regnet es in Nahen Osten immer weniger. Ein Grund für Umweltaktivisten, grenzüberschreitend zu agieren.
EIN GEDI taz | Der Ort Ein Gedi liegt am westlichen Ufer des Toten Meeres. In den von Israel kontrollierten Ort im Westjordanland kommen sonst nur Touristen, um sich im Salzwasser treiben zu lassen.
Zum internationalen Klimaaktionstag aber reisten am Wochenende israelische Umweltaktivisten an, um hier zusammen mit ihren Mitstreitern aus dem Westjordanland und Jordanien gemeinsam für mehr Klimaschutz zu protestieren. Sie formten jeder auf seinem an das Meer grenzende Territorium mit einer Menschenkette eine 350.
350 ist eine für Klimaschützer wichtige Zahl: Ziel ist es, die globale CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf mindestens 350 ppm (parts per million) zu senken. Noch vor 100 Jahren lag der Durchschnitt der Kohlendioxid-Konzentration bei 275 ppm - mittlerweile ist der Wert auf mehr als 385 ppm gestiegen. Deshalb soll die 350-ppm-Forderung auch Grundlage für ein Kioto-Nachfolgeabkommen werden, das im Dezember in Kopenhagen verhandelt wird.
"Das schrumpfende Tote Meer ist ein eindringliches Zeichen für die Klimaveränderung der Region, in der es immer weniger Wasser gibt", erklärt Rachel Bergstein, die Organisatorin der Aktion. "Der Konflikt um Wasser ist ein Sicherheitsproblem für alle angrenzenden Staaten." In den letzten fünf Jahren sei die Regenmenge stark zurückgegangen. Zum Toten Meer komme deshalb kaum noch Wassernachschub, der Wasserspiegel sinke pro Jahr rund einen Meter.
Der größte Zufluss in das Salzmeer ist der Jordan. Dieser ist aber häufig nur noch ein trauriges, stinkendes Bächlein. Dass das Wasser knapp wird, bekommen zuerst die Bauern zu spüren. Im Westjordanland mussten die palästinensischen Landwirte den Anbau von Obst und Gemüse in den letzten Jahrzehnten radikal zurückfahren. Das liegt auch daran, dass Israel die Wasserhoheit in der Region innehat und den Menschen dort weniger Wasser zuteilt. "Ein Großteil des einst bewirtschafteten palästinensischen Landes im Jordantal vertrocknet, da die Bauern kein Wasser haben", erklärt der palästinensische Ingenieur Nader Hatab.
Doch auch den Israelis wird das Wasser knapp. Die Farmerin Zohar Bechor aus Ramot in den von Israel besetzten Golan-Höhen berichtet, dass sie jedes Jahr von der Regierung weniger Wasser bekommt. Der Grund sei der dramatisch sinkende Wasserspiegel des Sees Genezareth, durch den der Jordan fließt und der das wichtigste Trinkwasserreservoir des Landes darstellt.
Am östlichen Ufer des Jordan, in Jordanien, berichten die Bauern, dass es immer schwerer werde, Bananen anzubauen, da diese besonders viel Wasser brauchten. Sie versuchen nun, auf andere Früchte wie Datteln umzusteigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Experten warnen vor Trump-Zöllen
Höhere Inflation und abhängiger von den USA
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Klimagipfel in Baku
Nachhaltige Tierhaltung ist eine Illusion