Washington entdeckt Afrika: Pro Afrikaner 3 Dollar aus den USA
China ist viel präsenter in Afrika. Nun setzt Präsident Obama zur Aufholjagd an und will ein Stück vom wirtschaftlichen Aufschwung.
BERLIN taz | Mit 33 Milliarden Dollar (umgerechnet 30 Milliarden Euro) Investitionen und Krediten wollen sich die USA am wirtschaftlichen Aufschwung des afrikanischen Kontinents beteiligen. Wie US-Präsident Barack Obama zum Abschluss des ersten USA-Afrika-Gipfels in Washington am Mittwoch sagte, sollen 12 Milliarden Dollar davon in das Programm „Power Africa“ zum Ausbau der afrikanischen Energieversorgung fließen.
US-Großkonzerne wie Coca-Cola, General Electric und Marriott hätten 14 Milliarden Dollar Investitionen angekündigt, dazu soll es Exportkredite für US-amerikanische Unternehmen, die den afrikanischen Markt beliefern, in Höhe von 7 Milliarden Dollar geben.
„Die USA investieren massiv und langfristig in den Fortschritt in Afrika“, sagte Obama bereits am Dienstag auf einem Wirtschaftsforum im Rahmen des Gipfels. Er monierte, dass nur 1 Prozent aller US-Exporte nach Afrika gehen, obwohl kaum eine andere Weltregion so boome. Afrika mit seinen derzeit 1,1 Milliarden Bewohnern sei der „jüngste und am schnellsten wachsende Kontinent“.
Obama hatte das Programm „Power Africa“, bereits auf seiner Afrikareise im Juni 2013 angekündigt. Es sieht öffentlich-private Partnerschaften zum Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten und Stromnetzen in ausgewählten Ländern an. Bislang hatte die US-Regierung dafür 7 Milliarden US-Dollar zugesagt. Zudem sollten 18 Milliarden Dollar Privatinvestitionen fließen, wie aus einem diese Woche veröffentlichten Rechenschaftsbericht hervorgeht.
Windkraftanlagen als größtes Projekt
Zielländer sind Äthiopien, Ghana, Kenia, Liberia, Nigeria, Tansania und Uganda mit Projekten für über fünf Millionen neue Stromanschlüsse, heißt es. Das größte davon ist der Aufbau von Windkraftanlagen am Turkana-See in Kenia mit 310 Megawatt Kapazität. Dazu gibt es Beratung für Uganda und Mosambik, die jeweils Öl und Erdgas fördern wollen.
Für die USA geht es vor allem darum, verlorenes Terrain wiedergutzumachen. Das Handelsvolumen zwischen Afrika und den USA betrug 2013 etwa 85 Milliarden Dollar – zwischen Afrika und China waren es 210 Milliarden. Je weniger sich die USA ökonomisch in Afrika engagieren, desto schwächer wird auch ihr politischer Einfluss, fürchtet man in Washington.
Einen Vorsprung vor China haben die USA weiterhin in der militärischen Zusammenarbeit, und auch diese wird ausgebaut. Obama kündigte an, dass die USA eine bei Krisen reaktionsfähige „afrikanische Friedenspartnerschaft“ aus Militäreinheiten von Ghana, Ruanda, Senegal, Tansania, Äthiopien und Uganda aufbauen helfen würden. Dafür will er in den kommenden fünf Jahren 550 Millionen Dollar spendieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren