Was macht eigentlich ... der Stellvertreter des Stellvertreters?: Dienstantritt in Neukölln

Der Apostolische Nuntius stellt sich am Sonntag den Berliner Katholiken vor - sein eigens Bistum gibt es nur auf dem Papier.

Schickt seine Nuntii in die Welt: Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. Bild: AP

Quizfrage: Wo genau liegt eigentlich der Ort Iustiniana Prima? In der Apostolischen Nuntiatur konnte man uns diese Frage gestern nicht spontan beantworten - dabei ist der neue Hausherr dort Bischof. Aber der Reihe nach.

Die Apostolische Nuntiatur, das muss man vielleicht erklären, ist die Botschaft des Vatikans. Die nach Deutschland entsandten Vertreter des Stellvertreters Christi residieren seit einigen Jahren in einem grauen Gebäude am Rande der Neuköllner Hasenheide, und der Neue im Amt heißt Jean-Claude Périsset. Am Sonntag stellt sich der gebürtige Schweizer den Berliner Katholiken in der Hedwigskathedrale vor.

Der Papst hatte den 68-Jährigen im Oktober ernannt. Vorher war der Gottesdiplomat bereits Nuntius in Südafrika, Peru und Frankreich, Pakistan, Japan und Rumänien. Am 12. Dezember überreicht er Horst Köhler auf Schloss Bellevue sein Beglaubigungsschreiben. Nicht ausgeschlossen übrigens, dass der fromme Mann einmal Klaus Wowereit trifft - wenn es um die Politik des Landes bezüglich des Religionsunterrichts oder anderer Kirchenangelegenheiten geht.

Die wichtigste Aufgabe des Nuntius ist freilich eine kircheninterne: Als verlängerter Arm des Papstes wirkt er an der Besetzung der deutschen Bistümer mit - aller Voraussicht nach auch an der des Berliner Erzbistums, denn Kardinal Georg Sterzinsky wird wohl 2011 in den Ruhestand gehen.

Ach ja: Iustiniana Prima, wir haben nachgeschaut. Das ist eine Ruinenstadt in Serbien, Geburtsort des römischen Kaisers Justinian, verlassen seit dem Slaweneinfall 614/615. Und warum ist Périsset Bischof einer Geisterstadt? Nun, das ist ein typisch katholisches Wunder: Weil mehr Amtsträger Rang und Ansehen eines Bischofs genießen wollen, als Bischofssitze vorhanden sind, leiten sie einfach ein nicht mehr existentes, ein sogenanntes Titularbistum. Das liegt dann in Nordafrika, in der heutigen Türkei - oder eben auf einer gottverlassenen balkanischen Anhöhe. Gemütlicher ist es da dann doch am Rande der Hasenheide.

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