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Was macht Waas?

Leverkusen wartet auf den Brasilianer Jorginho, der ausgemusterte Herbert Waas auf einen neuen Club  ■  PRESS-SCHLAG

Nach dem Spiel bei den Kondom-Kickern in Homburg („London hauchzart“) platzte der Ballon. Die 1:2-Niederlage bei dem Aufsteiger am 19. August brachte das Aus für Herbert Waas bei Bayer Leverkusen. „Er wird in diesem Verein nicht mehr spielen“, brach Trainer Gelsdorf den Stab über den elffachen Nationalspieler: „Suchen Sie sich einen neuen Club.“

Seitdem ist der Bayer aus Passau der teuerste Mitläufer der Liga. Trainieren darf er noch, sich fithalten für die Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Ansonsten ist Herbert Waas ausgesperrt. Mit dem Musterschüler von Dettmar Cramer kamen bereits Erich Ribbeck und Rinus Michels nicht zurecht. Das Sensibelchen mit den tiefbraunen Augen ging, Vorbeugen ist besser als Heilen, den beinharten Zweikämpfen zumeist aus dem Weg. Die Tore wurden weniger, aber die Kasse stimmte. 1,2 Millionen soll Waas nach Boulevardmeldungen bei Bayer verdienen per anno.

„Das ist weit übertrieben“, treiben die Verantwortlichen den Preis in Hinblick auf einen baldigen Transfer herunter. Aber ein verläßlicher Insider, der als U-Boot nicht auftauchen möchte, sagt: „Gehen Sie mal von einer Million aus.“ Günter W.Becker, ein vor Monaten ausgeschiedenes Vorstandsmitglied der Bayer AG, verschaffte dem Edelstürmer einen Werbevertrag, exklusiv nur für Waas, der allein die Hälfte der Jahresgage ausmachen soll. Und Waas selbst hat das fürstliche Salär kräftig hochgekurbelt. Vor zwei Jahren liebäugelte er mit Verona, zuletzt hielt er die Augen beim VfB Stuttgart auf. Man muß eben mit allen reden, um dennoch in Leverkusen zu bleiben.

Was jetzt passiert ist, kann nicht mehr gekittet werden“, sieht aber auch er den Trennnungsstrich als endgültig an. „Kein Vertrauensverhältnis“, sagt der Trainer. Waas sieht ein Komplott im Hintergrund. Coach Gelsdorf, mit dem er noch gemeinsam vor den Ball trat, sei nicht der Grund: „In Homburg haben einige viel schlechter gespielt als ich, da hätte er gleich sieben Mann rauswerfen müssen. Da haben andere im Hintergrund gedreht.“

So ist es. Herbert Waas ist das höchstverdienende Opfer schlapper Haltung. Nach dem Ausscheiden des einflußreichen Vorstands Günter W.Becker, der sich als Manager von Herbert Waas ausgibt, fließen die Millionenströme in anderer Richtung. Bayer-Manager Reiner Calmund, diplomierter Volkswirt, rechnet vor: „Seit dem 1.Juli 1988 haben wir 10,8 Millionen an Transfererlösen eingenommen und 3,7 Millionen in Einkäufe investiert.“

Die Verkaufsliste aus diesem Jahr: Zanter, Tita, Hausmann, Wollitz, Falkenmayer, Rolff, Kastl, Luginger, Giske. Und für den Sportinvaliden Täuber werden noch 800.000 Mark von der Versicherung erwartet. Dagegen stehen die Investitionen für Martin Kree (1,4 Millionen an den VfL Bochum), Sven Demandt (1,15 Millionen an Fortuna Düsseldorf) und Jorginho, den Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft. Der fliegt am Mittwoch in Leverkusen ein. 350.000 Dollar sind längst beim Sportministerium in Rio hinterlegt.

Alles breitet bei Bayer die Arme für den neuen Reißer aus Rio. Wer spricht da noch von Herbert Waas? Nur der neue Verein interessiert noch, wegen des Erlöses aus der schroffen Ablösung. „Den Werbevertrag muß man hier ausklammern“, offeriert Manager Calmund. Und wenn man das tut, soll Herbert Waas gut bezahlbar sein. Wahrscheinlich für den 1. FC Köln. Waas könnte sogar seine Wohnung behalten. Obwohl der Manager sagt: „Ein Klimawechsel täte ihm gut“.

Ernst Thoman

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