Was fehlt …: … U-Bahn-Priester in Kairo
Praktisch: kein lästiger Weg mehr in die Moschee, keine aufwendigen Anfragen mehr in Online-Foren – in Kairo können muslimische Gläubige sich ab sofort religiöse Gutachten in der U-Bahn abholen.
In der Kairoer Metro-Station Al-Schuhada hat die staatsnahe, aber in der sunnitischen Welt hoch angesehene Lehrinstituion Al-Azhar die Fatwa-Bude aufgestellt. Mehrere ähnliche Häuschen an anderen Stationen sollen folgen.
Sei es der innerfamiliäre Erbstreit, das eigene Eheproblem oder die Frage, was der Islam zum Thema Umweltschutz sagt: In der U-Bahn gibt's Rat. Hinter den Fatwas-to-go steckt die Idee, Gläubigen eine schnellen Verbindung mit islamischen Regeln zu bieten – nicht zuletzt, um extremen, intoleranten Sichtweisen in Ägypten etwas entgegenzusetzen.
Unumstritten ist das Projekt nicht: In den sozialen Medien und auch offline hagelt es Kritik. Mehrere Menschenrechtsaktivisten sehen in dem Schritt die Diskriminierung von Andersgläubigen. „Das ist nicht der Platz dafür“, sagt auch Beschoi Michail, ein 24-jähriger koptischer Christ. „Ich bin total dagegen.“ Wenn so etwas muslimischen Geistlichen erlaubt sei, müsste auch koptischen Priestern das gleiche Recht zustehen. (dpa/taz)
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