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  • 6.7.2017

Was fehlt …

… Hirn

National Public Radio, kurz NPR – schon der Name lässt gründungsmythisch veranlagten US-AmerikanerInnen die Nackenhaare emporstehen, so, als kratze jemand mit den Fingernägeln an einer Tafel entlang. Der US-Radiosender finanziert sich nämlich zu einem kleinen Teil aus öffentlichen (!) Geldern, und wo die im Spiel sind, kann der Kommunismus nicht weit sein. Zumindest in den Augen einiger. Deren Zorn zog der Sender jetzt bei Twitter auf sich. Dort postete NPR zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli die namensgebende Erklärung gleichen Datums aus dem Jahr 1776. Das Problem: Sie ist recht lang und kam daher gestückelt in 113 Tweets. In einer weniger bekannten Passage spricht die Deklaration von einem Herrscher, der ein Tyrann und somit nicht geeignet sei für ein Volk freier Menschen. Im Kontext betrachtet bezieht sich die Stelle natürlich auf Großbritanniens König George III, dem die Kolonien damals unterstanden und von dem sie sich mit der Unabhängigkeitserklärung lossagen wollten. Im Internet tippen die Fingerchen bekannterweise aber schneller als das Hirn arbeitet und so schwappte NPR eine Antwort-Welle entgegen. NPR versuche bloß zu missionieren, schrieb einer, stattdessen tue Trump endlich was gegen das Unrecht im Land. Trump? Ja, denn viele auf Twitter vertauschten die an King George adressierte Botschaft mit Trump-Kritik. Wie könne NPR sich zugleich patriotisch geben und zur Revolution aufrufen, fragte sich ein anderer. Konsequenterweise prophezeite ein Kommentator: „Das ist der Grund, wieso sie euch die öffentlichen Gelder wegnehmen werden“. Wo ist diese Schwarmintelligenz, wenn man sie braucht? (taz)