Was fehlt …: … die Intimsphäre
Wen geht es etwas an, was ich in der Unterhose habe, unterm Hemdchen oder BH? Eigentlich nur einen sehr begrenzten Kreis von Leuten, dessen Größe bei den meisten Menschen gegen eins tendiert. Die Japaner_innen sind da allerdings anderer Meinung: Sie haben Unterwäsche entwickelt, die nicht nur die Herzfrequenz misst, sondern auch den Kalorienverbrauch und die Körperhaltung beim Gehen. Nie wieder heimlich verliebtes Herzrasen, nächtliche Schlemmerorgien vorm Kühlschrank und schlunziges Schlurfen in unauffälliger Manier. Die Maschinen sind überall, the Matrix weiß alles.
Die einmal erfassten Daten sollen per App auf das Smartphone übertragen werden. Um einem dort wohl mitzuteilen, dass man wieder faul und verfressen war, mehr Sport machen und überhaupt mehr an seinem Selbstmanagement arbeiten sollte. Der Neoliberalismus macht eben auch nicht vor dem Intimsten halt.
In Zeiten von massenhaftem Datenklau und ausufernder Sammlungen von Personendaten kann man sich sicher sein, dass die gemessenen Werte ganz bestimmt nicht nur für einen selbst abrufbar sein werden. Und so erhält man dann wohl postwendend auch die passenden Angebote für Diäten, Fitnessgeräte und Lifestyle-Coachingkurse dazu. Natürlich ist die Unterwäsche auch waschmaschinentauglich – denn Unterwäsche ist die Ritterrüstung von morgen. (taz/dpa)
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