Was Thüringens Minister in spe schrieb: Krauses aktuellste Hitler-Analyse
Der designierte Thüringer Kultusminister war länger als bekannt als rechtslastiger Publizist aktiv. Noch 2003 beschrieb er "die argumentative Kraft der nationalsozialistischen Reden".
Besonders viel Klarheit brachte das Interview des designierten Thüringer Kultusministers Peter Krause am Freitag im Deutschlandradio Kultur nicht. Eines aber lässt sich sicher sagen: Ein Befreiungsschlag sieht anders aus. Der umstrittene CDU-Politiker aus Weimar versinkt immer tiefer in der Debatte darüber, wie weit rechts seine Vergangenheit tatsächlich war.
Am 8. Mai soll Krause offiziell ins Kabinett von Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) aufgenommen werden. Doch es ist fraglich, ob das Datum gleichzeitig die Diskussion um seine Person beenden wird. Denn auch Krause selbst, der einst als Redakteur der rechten Jungen Freiheit seine Brötchen verdiente und für das Ostpreußenblatt und die Zeitschrift Etappe schrieb, die vom damaligen "Republikaner"-Mitglied Heinz-Theo Homann herausgegeben wurde, scheint daran wenig Interesse zu haben.
Man solle doch bitte erst mal seine Texte lesen, bevor man ihn als rechtsextrem tituliere, sagte Krause im Interview. "Die Opposition arbeitet sich seit einer Woche daran ab und findet nicht eine Bemerkung, die auch nur annähernd anstößig wäre."
Das stimmt nicht ganz. So geriet Krause prompt in Erklärungsnot, als er gefragt wurde, was genau er denn mit dem Begriff der historischen "Schuldmetaphysik" der Deutschen meine, von dem er 2000 im Ostpreußenblatt sprach.
Wer Krauses Aufforderung ernst nimmt, sollte vielleicht auch dessen Aufsatz "Hätte ein Redner wie Hitler heute Erfolg?" studieren, den er 2003 in einem Sammelband mit dem Titel "Hitler der Redner" veröffentlichte. Dort finden sich einige Passagen, die neue Fragen aufwerfen dürften. So schreibt Krause etwa: "Die argumentative Kraft der nationalsozialistischen Reden muss zur Kenntnis genommen werden, will man das Phänomen verstehen. Es gab Gründe, die NSDAP zu wählen." Weiter vorne heißt es: "Hitler als historisches Individuum ist exzeptionell", seine Analyse der gesellschaftlichen Situation bezeichnet Krause als "scharf". Dem Nationalsozialismus bescheinigt er in verschiedenen Bereichen "eine partielle oder sogar forcierte Modernität". Es liege nahe, so der Verfasser, "vor allem Hitlers Reden während der demokratischen Weimarer Republik auf ihre Aktualität hin zu befragen".
In den letzten Tagen hatte sich Krause auf die Rückendeckung einiger Parteikollegen verlassen können. Ministerpräsident Althaus sagte der Leipziger Volkszeitung, sein Parteifreund sei Opfer einer "Kampagne der Opposition". Krause sei ein profilierter und engagierter Kulturpolitiker, für ihn stehe die persönliche und politische Integrität des Kandidaten außer Frage: "Ich werde ihn aus persönlicher und fachlicher Überzeugung zum Kultusminister ernennen."
Auch Bernhard Vogel, Althaus Vorgänger, stärkte Krause den Rücken. Er habe nichts dagegen, dass über die Vergangenheit seines Parteikollegen diskutiert werde: "Ich wünsche mir aber eine faire Diskussion über seine Person, die sich nicht nur auf seine Zeit bei der Jungen Freiheit beschränkt." Er kenne Krause noch aus seiner Zeit als Ministerpräsident und halte ihn "in seiner neuen Aufgabe für geeignet".
Empörung war Krause vor allem aus dem linken Lager entgegengeschlagen. Der SPD-Landesvorsitzende Christoph Matschie verlangte von Althaus, "die Notbremse zu ziehen". Der künftige Minister sei "offensichtlich tiefer im Graubereich zur extremen Rechten verstrickt, als er bisher bereit ist zuzugeben". Das allerdings bezog Matschie lediglich auf Krauses Texte im selben Heft der Etappe, in dem auch das Horst-Wessel-Lied, die verbotene Hymne der NSDAP, in Latein abgedruckt war.
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