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■ Endzeit DDRWas Mielke meinte

Berlin (dpa) – Stasi-Chef Erich Mielke hat noch im Frühjahr 1989 Schüsse an Mauer und innerdeutscher Grenze auf Flüchtlinge ausdrücklich gebilligt. „Wenn man schon schießt, dann muß man es so machen, daß nicht der Betreffende noch weggkommt, sondern dann muß er da bleiben bei uns“, sagte Mielke auf einer zentralen Dienstbesprechung vor Stasi-Offizieren am 28. April 1989. Das geht aus einem jetzt in der Gauck-Behörde gefundenen Tonbandprotokoll der Dienstbesprechung hervor. In der zweistündigen Rede geht Mielke auf die wachsende Zahl der Ausreiseanträge ein. Mielke fordert, daß im Vorfeld der „gesellschaftlichen Höhepunkte, wie die Kommunalwahlen, das Pfingsttreffen der FDJ und der 40. Jahrestag der Gründung der DDR“ möglichst keine Ausreiseanträge abzulehnen seien. Renitenten DDR-Bürgern solle die Ausreise gestattet werden, „weil sie nicht dauerhaft diszipliniert werden können und deshalb ständig Kräfte binden, und weil von ihnen immer wieder Gefahren für die staatliche Sicherheit und öffentliche Ordnung ausgehen“. Während das Redemanuskript im nüchternen, technischen Stasi-deutsch gehalten ist, offenbart Mielke in seinen spontanen Einfügungen, was er eigentlich von Ausreisern denkt: Es seien „Strolche“, gemeine Leute, „Schufte“ und „miese Säcke“.

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