Was Mail-Adressen über ihre Besitzer sagen: Hasi oder Rambo@web.de
Nach der Handschrift analysieren Experten nun auch E-Mail-Adressen. Diese verraten häufig mehr Eigenschaften über ihre Benutzer, als denen manchmal lieb ist.
Die Wahl der E-Mail-Adresse beeinflusst den Eindruck, den wir bei anderen hinterlassen, haben Psychologen der Universität Leipzig in einer Studie herausgefunden. Darüber hinaus beinhaltete dieser Eindruck auch ein Körnchen Wahrheit: Wir sind, wie unsere Mailadresse lautet.
Personen mit einer ".de"-Domäne werden als gewissenhafter eingeschätzt als Personen mit einer ".com"-Endung ihrer Mail-Adresse. Personen mit kreativen, fantasievollen und witzigen E-Mail-Adressen hingegen als extravertiert und offen. Niedliche Namen in E-Mail-Adressen machen einen eher verträglichen, gutmütigen Eindruck, während angeberische und anzügliche Mail-Namen vermuten lassen, man habe es mit einer narzisstischen Person zu tun.
Für ihre Studien untersuchten die Wissenschaftler 600 Schüler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren. Sie sollten ihre E-Mail-Adresse angeben und füllten einen Fragebogen aus, der Persönlichkeitseigenschaften misst. 100 unabhängigen Bewertern wurden diese E-Mail-Adressen vorgelegt. Sie beurteilten die Eigenschaften der Schüler nur anhand der Adressen. Ergebnis: Der Eindruck, den die E-Mailadressen vermittelten, stimmte zu einem gewissen Ausmaß auch mit den tatsächlichen Eigenschaften der Schüler überein.
"Wir hinterlassen durch unsere persönlichkeitsbedingten Verhaltenweisen und Vorlieben Spuren in den natürlichen und virtuellen Umwelten, in denen wir uns bewegen", so Dr. Mitja Back. Diese Erkenntnis ist nichts komplett Neues. Sie gilt mit Sicherheit auch für Nutzernamen in Internetportalen oder ähnliches. In diesem speziellen Fall ist jedoch der Reiz größer, sich eine Scheinidentität zuzulegen.
Wer schon einmal Tipps über das richtige Online-Bewerben gelesen hat, der wird keinem Personaler als Kontakt-Adresse honny-boney77@googlemail.com nennen. Dies sollte allerdings auch mit gesundem Menschenverstand zu überblicken sein. Was auch immer wir tun, vor allem was Aktivitäten im Netz betrifft - es ist für andere leicht nachvollziehbar, lässt Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit zu und kann zu Missbrauch führen. Die Orginalstudie ist bei www.sciencedirect.com erhältlich.
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