Warum unsere Post in guten Händen ist: Compis als Köder
■ Hobbydetektive und Paketdiebe vor Gericht
Als zwei Bremer Schlosser im Februar 1999 zu Reparaturarbeiten in die Poststelle in der Stresemannstraße gerufen wurden, ahnten sie noch nicht, welch verlockender Anblick sie dort erwarten würde. Die Hallen des Paketzustelldienstes waren gefüllt mit Paketen voller technischer Geräte wie Telefonen, Kameras und Camcordern. Was die Schlosser auch nicht wussten – bereits am ersten Tag ihrer Arbeit wurden sie bei ihrem verdächtigen Herumstöbern zwischen den Paketen weitab von den zu reparierenden Rolltoren von aufmerksamen Postbeamten beobachtet. Diese heckten zugleich einen raffinierten Plan für den nächsten Tag aus: Sie deponierten zwei mit alten Computerteilen gefüllte „Lockpakete“ in der Nähe der Rolltore. Dann setzte sich einer der Beamten in seinen Privatwagen, um – über Funk mit seinen Kollegen verbunden – die Abfahrt der möglichen Diebe abzuwarten. Als diese dann gegen 15.45 Uhr das Postgelände unter anderem mit den Köderpaketen im Wagen verließen, war die Polizei bereits informiert. Nach einer kurzen Verfolgung durch den draußen lauernden Postbeamten wurde das Auto der Schlosserfirma schließlich kurz vor der Erdbeerbrücke von zwei Polizeiwagen gestoppt. Die beiden Diebe waren noch vor Ort geständig und bereuten ihre Tat sofort. Im Fahrzeug sichergestellt wurden zwei Funkwecker, ein schnurloses Telefon sowie die besagten Computerteile. Das Bremer Amtsgericht verurteilte nun die beiden Schlosser wegen Diebstahls zur Zahlung von 60 Tagessätzen à 60 Mark. Dabei berücksichtigte der Richter die schwierige finanzielle Lage der Angeklagten und die Tatsache, dass diese keine „hohe kriminelle Energie“ benötigt hätten, um in dieser verlockenden Situation zu Dieben zu werden.
Hanna Domeyer
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