Warnstreik bei der BVG: Fahrer:innen in Kampflaune
Das Angebot der Unternehmensleitung liegt deutlich unter den Forderungen Verdis. Die Gewerkschaft stellt dem Unternehmen ein 40-tägiges Ultimatum.
![Demonstration mit Transparent und Fahnen unter einer S-Bahnbrücke. Demonstration mit Transparent und Fahnen unter einer S-Bahnbrücke.](https://taz.de/picture/7521699/14/37645637-1.jpeg)
Als Reaktion auf das erste Angebot der Unternehmensführung rief die Gewerkschaft zu einem zweiten 24-stündigen Warnstreik am Montag auf. Ab 3 Uhr morgens standen U-Bahnen, Trams und ein Großteil der Busse still. Lediglich die durch private Dienstleister betriebenen Buslinien und die durch die Deutsche Bahn betriebenen S-Bahn-Linien fuhren noch.
Verdi setzt auf Bewegung seitens der BVG in den nächsten Verhandlungsrunden. Die dritte findet bereits am Dienstag statt. Das Ultimatum läuft am Folgetag der fünften Verhandlungsrunde aus, das ist der 22. März. Bis dahin erwartet Verhandlungsleiter Jeremy Arndt ein „gutes Angebot“, ansonsten drohe der unbefristete Erzwingungsstreik.
Aus Sicht der BVG ist sowohl der Warnstreik als auch das Ultimatum unverhältnismäßig: „Verhandeln heißt, Kompromisse zu finden und aufeinander zuzugehen“, sagte ein Sprecher des Konzerns am Montag.
Großer Nachholbedarf
Die Vorstellungen darüber, was ein gutes Angebot ausmacht, gehen bei Verdi und der Unternehmensleitung stark auseinander. Immerhin erkennt auch die BVG an, dass es beim Lohn einen „gewissen Nachholbedarf“ gebe, wie es ein Sprecher am Montag formulierte.
Laut Verdi beträgt dieser Nachholbedarf im Schnitt 30 Prozent. Mit der Lohnsteigerung soll vor allem die hohe Inflation der vergangenen Jahre ausgeglichen werden. Verdi kritisiert, dass es seit dem Abschluss des letzten Tarifvertrages 2021 kaum absoluten Lohnzuwachs mehr gegeben habe. Gleichzeitig sind die Verbraucherpreise in dem Zeitraum um fast 20 Prozent gestiegen.
Die BVG argumentiert hingegen, dass es sehr wohl einen Zuwachs von durchschnittlich 11 Prozent gegeben habe. Diese ergäben sich zum einen aus der tariflich festgelegten Lohnsteigerung, zum anderen aus der in den vergangenen Jahren erkämpften Arbeitszeitreduzierung auf 37,5 Stunden, die bei vollem Lohnausgleich erfolgt ist.
Relativ ist der Lohn also gestiegen, aber nicht absolut. Dieser Anstieg betrage laut Verdi nur 4,5 Prozent. „Es ist eine Frechheit, dass die BVG behauptet, ihr hättet am Ende des Monats mehr Geld“, kritisiert Arndt auf der Kundgebung.
Realohnverlust droht
Dementsprechend empört sind die Beschäftigten über das Angebot der BVG. Durchschnittlich 15 Prozent mehr Lohn, allerdings über eine Laufzeit von vier Jahren – das würde nach der Verdi-Rechnung weiteren Reallohnverlust bedeuten. Doch auch nach der optimistischen BVG-Rechnung bietet das Angebot keinen realen Lohnzuwachs. Dabei wäre dieser dringend nötig, um dem eklatanten Personalmangel im Unternehmen entgegenzuwirken, so die Gewerkschaft.
Als „lächerlich“ bezeichnet auch ein Tramfahrer das Angebot, seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Er sagt, die Arbeit sei ein Knochenjob: Schichtbetrieb, pöbelnde Fahrgäste, Verkehrschaos. „Wenn man überlegt, was man täglich erleben muss, ist das viel zu wenig.“
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