Warnstreik bei Kaufhof: Schöne Bescherung

Mitten in der Adventszeit haben Beschäftigte der Warenhauskette die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine Rückkehr in den Flächentarifvertag.

Demonstranten stehen während eines Streiks von Kaufhof- und Karstadt-Beschäftigte vor einem Galeria Kaufhof.

Frostige Stimmung: streikende Mitarbeiter*innen von Galeria Kaufhof vor einer Filiale Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN taz/dpa | In ganz Deutschland legen Kaufhof-Beschäftigte am Donnerstag die Arbeit nieder. Betroffen sind nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi 68 Filialen der Warenhauskette. Gestreikt werde auch in 16 Filialen von Karstadt Sports sowie rund acht Filialen von Karstadt Feinkost. Mit dem Ausstand mitten im Weihnachtsgeschäft will die Gewerkschaft ihrer Forderung nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag Nachdruck verleihen.

„Die Beschäftigten bei Kaufhof, aber auch Karstadt sind sauer“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Orhan Akman. „Sie verlangen, dass es endlich eine sichere tarifvertragliche Lösung für die Zukunft des Warenhauses und ihre Arbeitsplätze gibt und dass die kräftezehrende Hängepartie ein Ende hat.“

Kaufhof ist seit einem Jahr Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem früheren Erzrivalen Karstadt. Eigner ist die österreichische Signa-Gruppe des Immobilien-Investors René Benko. Verdi und Galeria Karstadt Kaufhof verhandeln bereits seit einiger Zeit über einen gemeinsamen Sanierungstarifvertrag für den durch die Fusion entstandenen neuen Warenhausriesen. Die nächsten Tarifgespräche sind für den heutigen Donnerstag und Freitag anberaumt.

Laut Verdi hatte die Arbeitgeberseite in der letzten Verhandlungsrunde Ende November daran festgehalten, das Entgeltniveau auf der Basis des niedrigeren Karstadt-“Zukunftstarifvertrags“ auch für die Kaufhof-Beschäftigten nach unten anzupassen. Damit würden alle Warenhaus-Beschäftigten dann beim Verdienst zunächst etwa 10 Prozent unter dem Niveau der Flächentarifverträge liegen. Die Gehälter der Karstadt-Sports-Beschäftigten lägen derzeit sogar bei 15,4 Prozent unter dem Flächentarifvertrag.

„Die Entwicklungen sind dramatisch“

Karstadt war 2013 aus der Tarifbindung ausgestiegen. Für Kaufhof haben die Arbeitgeber die Tarifbindung in diesem Jahr aufgekündigt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen deswegen bereits auf die zuletzt ausgehandelten Entgeltsteigerungen von 3 Prozent in diesem Jahr und 1,8 Prozent in 2020 verzichten.

„Die Entwicklungen sind dramatisch und nicht weiter hinnehmbar“, sagte die niedersächsische Verdi-Gewerkschaftssekretärin Havva Öztürk. „Die Sanierung des Unternehmens darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“ Jegliche Eingriffe in die Monatsentgelte lehne die Gewerkschaft strikt ab.

„Die Beschäftigten verlangen eine verbindliche Rückkehr in den Flächentarifvertrag des Einzelhandels“, sagte Verdi-Unterhändler Akman. Außerdem wollten sie an der Weiterentwicklung des Zukunftskonzepts Warenhaus beteiligt werden. „Und der Eigentümer muss Geld in die Hand nehmen, um in das Warenhaus zu investieren“, forderte Akman.

Wenn das Unternehmen von Beschäftigten Verzicht einfordere, müssten leitende Angestellte und das Management auch einen Beitrag zur Sanierung leisten. „Jetzt müssen Management und Eigentümer liefern“, so Akman.

Auch bei Douglas wird gestreikt

Galeria Karstadt Kaufhof hatte in der Vergangenheit bereits eine Lösung vorgeschlagen, die für die Kaufhof-Mitarbeiter nicht ganz so große Einbußen bedeuten und den Karstadt-Beschäftigten etwas mehr Geld bringen würde. Auch Verdi hatte die Bereitschaft zu Zugeständnissen erkennen lassen. Doch sind die Positionen der beiden Seiten offenbar noch weit voneinander entfernt. Das gilt nicht nur für die künftige Lohnhöhe, sondern auch für die Frage, wie lange ein neuer Sanierungstarifvertrag gelten soll.

Neben Kaufhof, Karstadt Sports und Karstadt Feinkost wird in mehreren Bundesländern auch die Parfümeriekette Douglas von Verdi bestreikt. Auch dieses Unternehmen war vor Jahren aus der Tarifbindung ausgestiegen.

Die Douglas-Chefetage sei weder bereit, Tarifverhandlungen aufzunehmen, noch die Beschäftigten angemessen nach Tarif zu bezahlen, so die Gewerkschaft. „Immer mehr Unternehmen begehen Tarifflucht zulasten der Beschäftigten, die unter enormen Druck viel Arbeit leisten“, sagte der niedersächsische Verdi-Gewerkschaftssekretär Rolf Stenzel.

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