Warenhaus-Insolvenz: Karstadt braucht keinen Massekredit
Laut Insolvenzverwalter wird es wegen der Arcandor-Pleite betriebsbedingte Kündigungen bei Karstadt geben müssen.
BERLIN afp | Die Arcandor-Pleite wird nach Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg bei der Warenhauskette Karstadt Arbeitsplätze kosten. Es werde "letzten Endes auch betriebsbedingte Kündigungen geben müssen", sagte Görg am Donnerstag vor Journalisten in Essen. Görg zufolge braucht Karstadt im Insolvenzverfahren zunächst aber kein frisches Geld, um den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten.
Eine Aufgabe einzelner Karstadt-Standorte sei nicht auszuschließen, sagte Görg bei einer ersten Bewertung der Lage bei Arcandor gut eine Woche nach Stellung des Insolvenzantrages. Ob Arcandor als Ganzes zu retten sein werde, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, fügte Görg hinzu. Es sei seine Aufgabe, "den Laden zunächst mal zusammenzuhalten mit seinen einzelnen Teilen und zu sehen, was man damit macht". Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens voraussichtlich am 1. September gilt ein Verkauf von Konzernteilen allerdings ohnehin als überaus unwahrscheinlich.
Zur Lage bei Karstadt sagte Görg, "dass die Lieferanten uns erlaubt haben, die Häuser offen zu halten". Für den Juni liege die Warenhauskette mit den Umsätzen über den Zahlen des Vorjahres und über dem Plan. "Wir benötigen für Karstadt keinen Massekredit", erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter. "Die Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts trauen wir uns im Rahmen der bestehenden Verträge zu." Es sei festzustellen, dass "die Kunden mit den Füßen abstimmen und uns die Treue halten", sagte Görg.
Ein Massekredit gibt insolventen Firmen die Möglichkeit, den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Die Gläubiger dieses Kredits erhalten dann vorrangig Geld vom Pleiteunternehmen. Über einen Massekredit für Karstadt war in den vergangenen Tagen spekuliert worden.
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