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Walter Giller gestorbenDer Komiker mit dem Pfahl

Der Schauspieler Walter Giller ist mit 84 Jahren gestorben. Große Bekanntheit erlangte der preisgekrönte Darsteller durch die ZDF-Reihe "Locker vom Hocker".

Der Schauspieler Walter Giller ist gestorben. Bild: dapd

BERLIN taz | Er hat in Dutzenden Filmen mitgespielt, stand ungezählte Male auf der Theaterbühne, sprach in Hörspielen, moderierte sogar einst, 1968, den Deutschen Schlager-Wettbewerb. Aber ein gewisser Film hat ihn, Walter Giller, im besten Sinne in die deutsche Nachkriegsgeschichte als Antiheld eingeschrieben: Es war in der Rolle des Rudi Kleinschmidt, die er in Wolfgang Staudtes "Rosen für den Staatsanwalt" gab.

Wie er diese Figur gab, scheu, ein bisschen lebenswackelig, unbeholfen, irgendwie grundfreundlich, auf jeden Fall kein dröhnender Macker, das war perfekt. Denn diese Figur war ein zum Tode Verurteilter, der in den letzten Nazitagen noch gerade seiner Exekution fliehen konnte.

14 Jahre später erkennt er seinen damaligen Staatsanwalt wieder, einen furchtbaren Juristen, den Martin Held gab. Giller aber ist der Mann, auf den es ankam: Kein Nazi, ein Überlebender, der nicht wie all die Exhitleristen an Gerichten, in Verwaltungen, in der Politik unterkamen.

Es war ein deutscher Jack Lemmon, ein Komiker, der später an der Seite Peter Frankenfelds den torkelnden, leicht beschwipsten Typ gab - und irgendwie immer charmant, nicht enthemmt oder entgrenzt daher kam. Giller, seit 1956 glücklich mit seiner Kollegin Nadja Tiller verheiratet, ist eine der wenigen deutschen Schauspieler der Fünfziger und Sechziger, die ihr Altwerden auch beruflich gut überstanden haben: Nostalgisches oder Sentimentales war ihm fremd, er blieb, was er war - ein Zufriedener im Grundsätzlichen.

Giller, den man heutzutage nur fälschlich als Urahn der deutschen Comedyszene nehmen könnte, weil er sich wahrhaft nie auf Kosten und zu Lasten anderer böse lustig machte, sondern am Ende sich immer am Pfahl im eigenen Auge abarbeitete, hatte dieses gewisse Etwas, das nur Komiker wie Heinz Ehrhard oder heute Olli Dittrich und Anke Engelke haben: ein stupendes Gefühl für den Moment der Pointe, der freilich harte Probenarbeit voraussetzte.

Giller, 1927 in Hamburg in eine Medizinerfamilie hineingeboren, ist am Donnerstag im Alter von 84 Jahren in seiner Heimat an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Im TV: Samstag 12.15 Uhr im NDR, Montag 10.35 Uhr in der ARD.

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4 Kommentare

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  • C
    Chesterfield

    Wieder ein Großer der gegangen ist.Es stimmt mich traurig.Nun sind nur noch wenige meiner Generation übrig.

    Schade Walter Giller,wir haben dich geliebt-R.I.P.

    Und mein tiefes Mitgefühl für Nadja Tiller.halte durch Nadja.Viele sind in Gedanken bei Dir und trauern mit Dir.Es ist nun leider so,unsere Generation stirbt langsam aus.Vielleicht sind wir auch schon zu lange auf dieser Welt und müssen uns bald verabschieden,um uns bald in einer anderen,hoffentlich besseren Welt wieder zu sehen.

    Erschüttert und zutiefst betrübt.U.K.

  • B
    Bernd

    Ein wirklich netter und angenehmer Mensch. Auf www.emorial.de kann man eine Kerze für ihn anzünden.

  • F
    Feinfinger

    Das ist eben große Kunst, schwierige Sachen locker zu präsentieren. Vor weit über zehn Jahren wurde der Film "Rosen für den Staatsanwalt" in einer Matinee in einem schicken 50er Jahre Kino in Kassel aufgeführt. Der Film wurde in Kassel gedreht und Walter Giller war eingeladen. Er berichtete ausgiebig aus der Zeit und von der Entstehung des Films. Geschichtsunterricht zum Anfassen, sozusagen. Man sieht wie die alte Nazi-Justiz-Elite sich in die neue Repubblik einbringt. Zum Andenken an Walter Giller wäre es nur recht, wenn dieser Film mal Sonntagabends zur Primetime laufen würde, also statt Tatort oder Rosamunde-Pilcher-Verfilmung.

     

    Danke Walter Giller! Wenn ich die Möglichkeit hätte, dann legte ich Dir mindestens eine Dose Schok-Ka-Kola ins Grab. R.I.P.

     

     

     

    PS:

    Und für die heutige Generation wäre der Film auch lehrreich. Man denke nur an den heutigen Ex-Verfassungsschutzmann der beim feigen Mord des sogenannten NSU in Kassel mit im Laden war und derzeit als Beamter im RP sitzt und Pensionsansrüche berechnet!

  • M
    mkpy

    hat seines Leben locker gelebt...