Waldbrände um Los Angeles: Mindestens 16 Tote
Das Wetter begünstigt die schweren Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien. Die Behörden warnen vor Preistreiberei bei Ersatzunterkünften.

In den Abendstunden nahm der Wind nach einem kurzzeitigen Abflauen wieder an Stärke zu, die Feuerwehr konnte angesichts der trockenen Vegetation mit ihrem Einsatz die erneute Ausweitung nicht verhindern. Zum Einsatz der Löschflugzeuge sagte Anwohnerin Sarah Cohen aus dem Viertel Tarzana: „Jedes Mal, wenn sie Wasser herabschütten, wird es besser. Aber dann verschlimmert sich die Lage weder.“ Betroffen von der Ausweitung der Brände war auch das Gebiet, in dem das berühmte Kunstmuseum Getty Center liegt.
Auf Bildern aus dem Gebiet des Mandeville Canyon nordöstlich von Pacific Palisades war eine Flammenwand zu sehen, die einen Hügel emporwanderte und mehrere Häuser bedrohte. Der Nationale Wetterdienst warnte, dass die Wetterbedingungen bis mindestens Anfang kommender Woche weitere Brände begünstigen oder zur Ausdehnung bestehender Feuer führen könnten.
Ausmaß immer dramatischer
Unterdessen belegten neue offizielle Zahlen ein noch dramatischeres Ausmaß der Brandkatastrophe: Laut einer am Samstag veröffentlichten Liste der Abteilung für Gerichtsmedizin im Verwaltungsbezirk Los Angeles starben mindestens 16 Menschen in den Flammen. Demnach wurden fünf Leichen in und um den Stadtteil Pacific Palisades gefunden, elf in und um die Vorstadt Pasadena.
Den jüngsten Zahlen der Brandschutzbehörde Cal Fire zufolge wurden bislang etwa 12.000 Gebäude vernichtet. Nach Angaben von Cal-Fire-Vertreter Todd Hopkins zählten dazu jedoch nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Anbauten, Wohnmobile, Fahrzeuge und Schuppen.
Allein im besonders stark betroffenen Stadtviertel Pacific Palisades wurden demnach mehr als 9.500 Hektar Fläche zerstört. „Es ist einfach niederschmetternd“, sagte Bewohnerin Dara Danton der Nachrichtenagentur AFP. „All unsere Freunde, unsere besten Freunde, haben ihr Haus verloren und wir auch.“ Bei dem Feuer im Gebiet des Vororts Altadena wurden weitere 5650 Hektar zerstört.
Atemschutzmasken notwendig
Seit Dienstag waren rund um die südkalifornische Millionenstadt mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente.
Die Brände verschlechtern im Raum Los Angeles auch zusehends die Luftqualität. Die Gesundheitsbehörde des Verwaltungsbezirks Los Angeles sprach am Samstag an alle Einwohner die Empfehlung aus, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Wer im Freien arbeiten müsse, solle N95-Atemschutzmasken verwenden – was in Europa dem Standard FFP2 entspricht. Wegen der erhöhten Luftverschmutzung infolge der Brände hatte der Verwaltungsbezirk bereits am Freitag den öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Unterdessen wird weiter über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände diskutiert. „Unsere Stadt hat uns total im Stich gelassen“, sagte Nicole Perri aus Pacific Palisades AFP. Die unter Beschuss stehende Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, versicherte am Samstag, dass alle Behörden bei der Brandbekämpfung am gleichen Strang zögen. Zuvor hatte die Feuerwehrchefin von LA eine unzureichende Finanzierung der Feuerwehr kritisiert.
Zur Vermeidung von Plünderungen galt in Pacific Palisades und Altadena weiter eine nächtliche Ausgangssperre. Die Generalstaatsanwaltschaft von Kalifornien warnte derweil angesichts massiv angestiegener Preise für Hotelzimmer und andere Unterkünfte in der Region, die als Ersatzunterkünfte gebraucht werden, Preistreiberei könne mit bis zu einem Jahr Gefängnis und 10.000 US-Dollar Strafe geahndet werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links