■ Kommentar: Wahnwitzig
Was Erhard nicht lernt, lernt Thomas nimmermehr. Die Altenwerder-Schlappe von Wirtschaftssenator Rittershaus ist noch keine Woche alt, da läßt auch Stadtentwicklungssenator Mirow keine Chance unvertan, die gleichen verfahrenstechnischen Peinlichkeiten zu wiederholen: Die Öffnung der Alten Süderelbe, an der schon die Hafenerweiterung scheiterte, droht nun die Dasa-Erweiterung zu kippen.
Den Vorwurf des schlampigen Planens wird sich die Steb gefallen lassen müssen: Die zeitliche Verzögerung des Finkenwerder-Ausbaus ist selbstverschuldet und unabwendbar. Wie in Altenwerder wurde das Planverfahren nicht rechtzeitig eingeleitet: Erst großkotzig planen und dann den Naturschutz möglichst unbemerkt mißachten.
Das wahnwitzige Vorgehen südlich der Elbe ist nur ein Symptom für die stadtplanerische Schizophrenie im fortgeschrittenen Stadium, unter der Hamburg zu leiden hat: In beispielloser Investorenhörigkeit sponsort die Stadt arbeitsplatzvernichtende Flugzeugbauer, florierende Werften und sonstige Bedürftige mit millionenschwerer Infrastruktur ohne öffentlichen Nutzen. Im Gegenteil: Billigend nimmt die Stadt Verkehrschaos in Kauf, weil zuvor die für die benötigte Ortsumgehung fehlenden Summen an Private verschleudert wurden.
Die erhofften zusätzlichen Arbeitsplätze, mit denen jeder kritische Einwand abgebügelt wird, entstehen allerdings nie: Die Gleichung „Erhöhte Produktivität gleich höhere Beschäftigung“ geht schon lange nicht mehr auf. Die Erkenntnis kommt für Senatoren mit abgeschlossenem Lernprozeß zu spät. Heike Haarhoff
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