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Wahlkampftour von Mitt RomneyDer Kandidat entdeckt die Welt

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney besucht Polen. Vorher hat er noch schnell Jerusalem als Hauptstadt Israels bezeichnet und die Briten beleidigt.

Bewegter Kandidat: Mitt Romney besuchte auch die Klagemauer in Jerusalem. Bild: dapd

WARSCHAU dapd/afp | Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney schließt am Montag in Polen seine Auslandsreise ab, die ihn zuvor nach Großbritannien und Israel geführt hatte. Geplant ist zunächst ein Treffen mit Ministerpräsident Donald Tusk in Danzig.

Auf der Halbinsel Westerplatte will er nach eigenen Angaben den Ort besuchen, an dem die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs abgefeuert wurden. Auf dem Programm steht außerdem eine Zusammenkunft mit dem einstigen Gewerkschaftsführer und Expräsidenten Lech Walesa.

In Israel hatte sich Romney vorbehaltlos zu den Sicherheitsinteressen des jüdischen Staates bekannt. Israel müsse vor der atomaren Bedrohung durch den Iran geschützt werden, betonte er. Bei einem Besuch in Jerusalem sagte Romney an der Seite von Bürgermeister Nir Barkat, er sei „sehr bewegt“, sich in „Jerusalem, Israels Hauptstadt“ aufzuhalten.

Romney hielt auf Einladung der Jerusalem-Stiftung vor der Kulisse der Jerusalemer Stadtmauer einen Vortrag. Zudem sprach er sich für die Verlegung der US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem aus.

Kritik an Romney von palestinensischer Seite

Die USA haben diesen Schritt bisher vermieden, weil Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 den arabischen Ostteil Jerusalems annektiert hat. In den - derzeit blockierten - Friedensverhandlungen streben die Palästinenser einen eigenen Staat an, dessen Hauptstadt Ost-Jerusalem sein soll.

Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat bezeichnete Romneys Worte als „inakzeptabel“. Mit der Erklärung zum Status Jerusalems schade Romney „den US-Interessen in der Region“ und den Bemühungen um Frieden, Sicherheit und Stabilität, fügte Erakat hinzu. Mit seinen Erklärungen unterstütze der Präsidentschaftsbewerber die israelische Besatzung des Ostteils der Stadt und die Siedlungspolitik.

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11 Kommentare

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  • J
    jorgman

    Würde er "gewählt" werden, ist er auch nur wieder eine weitere Marionette...

  • G
    gundi

    nur zur Info: Mitt Romney betreibt Wahlkampf, d.h. er bedient Vorstellungen seiner gewünschten Wähler/ Klientel - er wird weder in GB, PL noch IL gewählt, abgesehen ggf. von einigen Auslandsamerikanern.

    Mit den Provokationen bedient er eher die Anhänger des Patriotismus, der Unabhängigkeit, der realen und vererbten Veteranen, des historisierend-politischen Judentums, ... während Frau Palin eine völlig andere Rolle erfüllte.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Schon die Verlagerung staatlicher Institutionen nach Westjerusalem in den 50er Jahren war ein Völkerrechtsverstoß, aber das hat für religiöstümelnde Ideologen aus den USA kaum, und wenn nur im Stillschweigen, Bedeutung.

     

    Die Klagemauer, vor der Romney auftrat, steht in Ostjerusalem und war über Jahrhunderte hinweg , obwohl für Reisende fast stets erreichbar, kein angestrebtes Ziel für Menschen jüdischer Religion oder Abstammung.

    Das aber wird auch ein Obama nicht aussprechen den Romney auszustechen trachtete, und man wird sich auch in der BRD weiterhin bemühen, diese Tatsachen vergessen machen zu wollen.

     

    Schade darum um so mehr, dass die Menschenrechtslage im Iran gelinde gesagt viel zu wünschen übrig lässt,

    denn dann wäre die Freude über die treffenden Aussagen Ahmadinedschads die der Meldung,

    „After Romney's visit, Ahmadinejad slams U.S. Republican for 'kissing Israel's foot' „

    zu entnehmen ist, ungetrübter.

    http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/after-romney-s-visit-ahmadinejad-slams-u-s-republican-for-kissing-israel-s-foot-1.454965

     

    Mit den Interpretationen der Aussagen von Ahmadinedschad hat man im Westen bekanntlich Probleme, so auch der Artikel in Ha´aretz,

    aber man weiß wohl zu würdigen, dass hier verbal die Füße und kein anderer Körperteil verbal herangezogen wurde.

     

    Doch ist bemerkenswert aus der BRD in dieser Hinsicht nichts, wohl aber etwas aus Peking zu Romneys Aussagen zu hören und sie von dort als

    „kriegstreibend“

    gewertet zu bekommen.

     

    „China says Romney comments calling Jerusalem capital of Israel could incite war in Middle East“

    http://www.haaretz.com/news/u-s-elections-2012/china-says-romney-comments-calling-jerusalem-capital-of-israel-could-incite-war-in-middle-east-1.454954

     

    Und immerhin soll man auch in den USA darauf gekommen sein, dass Romneys Aussagen nicht zum Schein angestrebter Verhandlungen über den Status von Jerusalem passen.

    „White House says status of Jerusalem to be decided by Israeli-Palestinian negotiations“

    http://news.xinhuanet.com/english/world/2012-07/31/c_131749116.htm

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Wenn er jetzt noch behauptete, die Welt wäre keine Scheibe, dann wird die taz und ihre geneigte Leserschaft ihn als endgültig diskreditiert betrachten.

    Was für ein Spinner, dass er die Hauptstadt Israels als Hauptstadt bezeichnet, was?

  • B
    bull

    Ich mag keine Amerikaner mehr sehen oder hören.Ihre Scheiss Waren boykottiere ich eh schon seit 20 Jahren.Was haben die auch schon zu bieten ausser Ihre dreckigen Mordmaschinen.

  • OP
    Otto Pardey

    Mitt Romney,eine Niete geht auf Reisen und ist

    beschaemend fuer die U.S.A.

    Damit steht schon jetzt fest,

    das im November 2012 Barack Obama seine 2. Amtszeit

    als Praesident der Vereinigten Staaten von America antreten wird.

  • L
    libra12

    Interessant, wenn ich dem Hauptstadt-Link folge, so ist dieser Ausrutscher in etwa so, als wenn zu Mauer-Zeiten ein wichtiger Staatsführer Gesamt-Berlin als Hauptstadt der BRD bezeichnet hätte ....

     

    So können wir in etwa eine Vorstellung davon bekommen, was in Punkto "Weltfrieden" auf uns zukommt mit diesem amerikanischen Präsidenten.

  • S
    samahiko
  • W
    Wolke

    hmm, ist Jerusalem denn nicht die Hauptstadt von Israel? Ich verstehe grade nicht, wieso das in dem Artikel so hervorgehoben wird...

  • D
    Desconocido

    Wieso eigentlich die Aufregung?

    Wie soll den ein durchschnittlicher US Präsidentschaftskandidat etwas über andere Länder oder die Befindlichkeiten derer Einwohner wissen? Erst recht wenn dieser Kandidat davon überzeugt ist, die USA seien der "Nabel der Welt"? Seit wann scheren sich US Republikaner denn überhaut um Ereignisse oder Tatsachen von außerhalb der US Grenzen?

    Also, es ist sicherlich zuviel verlangt von uns auch nur Grundwissen über "die andere Welt" (also alles außerhalb der USA) zu erwarten.

  • K
    Kaboom

    Und nun schaun wir mal, welche Peinlichkeiten sich Romney in Polen leisten wird. Nach seiner Blamage in London, und nachdem er sich selbst als Vermittler zwischen Israel und den Palästinensern vollkommen diskreditiert hat, dürfen wir gespannt sein, ob Romney es gelingt in Polen den Sarah-Palin-Peinlichkeits-Rekord zu brechen.

    Viel Glück Mitt, und ich rufe Dir zu: Yes You Can!