Wahlkampf in den USA: Podesta gegen Wikileaks
Clintons Wahlkampfleiter greift Assange, Trump und Russland wegen neuer Wikileaks-Enthüllungen an. Die Veröffentlichung sei ein „seltsamer Zufall“.
Es gebe eine „russische Einmischung in diese Wahl“ und den Versuch Moskaus, „sie zugunsten von Herrn Trump zu beeinflussen“, sagte Podesta am Dienstag vor Journalisten.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte am Freitagabend (Ortszeit) begonnen, tausende E-Mails von Podestas persönlichem Googlemail-Konto zu veröffentlichen. Russische Hacker sollen das Material der Plattform zur Verfügung gestellt haben. Die Veröffentlichung der E-Mails löste bislang keine Skandale aus, allerdings erhielt die Öffentlichkeit Einblicke, wie Clintons Wahlkampfteam arbeitet. Podesta sagte, die Bundespolizei FBI habe ihm bestätigt, dass sie „den kriminellen Hack“ untersuche.
Die Enthüllungen der von Julian Assange gegründeten Plattform seien „ihre Gegenmaßnahme gewesen um zu versuchen, die öffentliche Aufmerksamkeit von den verabscheuungswürdigen Dingen abzulenken“, die Trump in einem kurz zuvor veröffentlichten Video gesagt habe, sagte Podesta. In der heimlichen Aufzeichnung aus dem Jahr 2005 äußerte sich der Immobilienmilliardär vulgär über Frauen und prahlte mit sexuellen Zudringlichkeiten. Die Äußerungen lösten große Empörung aus, dutzende republikanische Mandatsträger entzogen Trump ihre Gefolgschaft.
„Ob das Herrn Assanges Entscheidung war um zu versuchen, Herrn Trump zu helfen, oder ob es da eine Koordinierung gab, kann ich nicht wissen“, kommentierte Podesta nun. „Ich sage nur, es ist ein schrecklich seltsamer Zufall, dass dies genau zu dem Zeitpunkt geschah, als das Wasser kurz vor dem Siedepunkt war“, fügte Clintons Wahlkampfmanager mit Blick auf die Welle der Empörung gegen Trump hinzu.
Podesta äußerte den Vorwurf, Trumps Wahlkampfteam sei vorab über die Veröffentlichung seiner Mails informiert worden. Überdies kritisierte Clintons Wahlkampfmanager, Trumps außenpolitische Ansichten stimmten „mehr mit der russischen Außenpolitik“ überein als mit der US-Politik.
Trump gehen die Unterstützer aus
Podesta mischt seit langem in der großen Politik mit. Er diente bereits dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton und Amtsinhaber Barack Obama. Obamas Regierung hatte die russische Regierung am Freitag ebenfalls beschuldigt, mit Cyberattacken auf politische Einrichtungen in den USA den US-Wahlkampf beeinflussen zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren