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Wahlkampf in Ungarn

■ Konservative gegen Liberale - „volksliedsingende Provinzler“ gegen „kosmopolitische Juden“

„Wir können es - wir wagen es - wir tun es!“ rufen die Comicfiguren Tom und Jerry von den Wahlplakaten der ungarischen Liberalen (SZDSZ). Der Bund Freier Demokraten gibt sich westlich-modern und verhöhnt den Wahlsieger des ersten Wahlgangs, das Demokratische Forum (MDF): „Ein Wahlplakat des Forums zeigt einen sowjetischen Soldaten von hinten. Wir sind ihm seit Jahren von vorn entgegengetreten, auch wenn wir verprügelt wurden“. Das MDF sei ein Haufen volksliedsingender Provinzler, mit dem man aber notfalls trotzdem eine Koalition eingehen würde, sagen die liberalen Spitzenkandidaten. Die MDF-Rechtspolitiker kontern mit Nationalismus. Solchen Leuten könne ein echter Ungar nicht auf den Leim gehen, wird in Zeitungsinseraten erklärt. Das SZDSZ bestehe aus abgefallenen Kommunisten und kosmopolitischen Juden. Nach einem Wahlsieg müsse ein „landesweites Reinemachen“ beginnen.

All dies interessiert die Wähler, die am Sonntag zu Stichwahlen in den Wahlkreisen antreten, nicht im geringsten. Daß die beiden größten Parteien sich heftig bekriegen, anstatt eine Große Koalition einzugehen, wird nicht sonderlich ernstgenommen. Eine Parteienlandschaft tut sich auf, die mindestens so viel von Opportunismus wie von praktischen Erwägungen geprägt ist. Die ernsthafte Politik bleibt vorerst auf der Strecke.

D.J.

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