Wahlkampf in Thüringen: Mit Gregor Gysi durch die Hölle
Für die Wiederwahl durchwandert der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow mit Parteifreund Gysi das Höllental. Wo endet die Reise?
„Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land, den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand.“ So wird es ab 19. August 2019 aus zwei Kehlen schallen: Bodo Ramelow, einziger linker Ministerpräsident und sein Parteifreund Gregor Gysi gehen auf Wanderschaft. Die sechstägige Tour ist gleichzeitig Auftakt für Ramelows Wahlkampf, der am 27. Oktober als Spitzenkandidat für die Linke bei der Thüringer Landtagswahl antritt. Die Wander-Pläne verkündete Ramelow vor Journalisten vergangene Woche in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Den Start haben die beiden ausgerechnet ins Höllental an der bayerisch-thüringischen Grenze verlegt. Das Ziel der Reise wollen sie am 25. August in Jena-Paradies erreichen. Die Botschaft ist klar und spiegelt sich auch im Slogan wider: „Mit Gysi durch die Hölle ins Paradies.“
Ramelow ist der mit Abstand populärste Politiker in Thüringen, laut Umfragen würden ihn 52 Prozent der Thüringer zum Ministerpräsidenten wählen. Ramelows Herausforderer Mike Mohring von der CDU landet bei nur 20 Prozent. „Ich bin ein lustger Wandersmann, so völlig unbeschwert“, könnte Ramelow also trällern.
Doch zum Leidwesen seiner Partei wird der Ministerpräsident nun mal nicht direkt gewählt, sondern die BürgerInnen stimmen für Parteien. Und da vertauschen sich die Relationen. Die CDU führt derzeit in Umfragen mit 28 Prozent, die Linke liegt mit 24 Prozent dahinter. Für eine Fortsetzung der Regierungskoalition mit SPD und Grünen (bei 11 und 8 Prozent) würde es derzeit nicht reichen.
Um die Popularität des Landesvaters und seiner Partei also zu steigern, liegt es nahe, einen weiteren Liebling der Partei in den Wahlkampf zu holen. Gregor Gysi selbst soll Ramelow das Angebot mit der Wandertour unterbreitet haben.
Gysi und Ramelow wandern auch privat
„Durch Buchen, Fichten, Tannen, so schreit ich in den Tag, begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag.“ Die Idee ist, dass die beiden jeden Tag einige Kilometer stramm marschieren, dann einkehren und mit Bürgern ins Gespräch kommen. Die Aufmerksamkeit der lokalen Medien dürfte den linken Bergfreunden sicher sein.
Doch wie sieht es mit der Kondition aus? Mit seinen 71 Jahren ist Gysi im besten Rentenalter und Ramelow ist mit 63 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Zwar sehen beide jünger aus – aber sind sie tatsächlich gefeit gegen Schlagzeilen wie: „Gysi und Ramelow taumeln ins Ziel“ oder „Ministerpräsident und Wanderfreund laufen sich wund“?
Thüringens stellvertretende Regierungssprecherin Marion Wehrmann beruhigt: „Bodo Ramelow wandert gern und bei jeder Gelegenheit, gerne auch mit Politiker/innen in den Regionen. Letzten Herbst zum Beispiel auf den Brocken. Privat sowieso.“ Auch Gysis Sprecher Hendrik Thalheim traut seinem Chef einiges zu: „Er wird zehn oder 15 Kilometer laufen, wenn’s drauf ankommt.“ Gysi habe das Wandern als Ausgleich für sich entdeckt und wandere etwa mit seinem ehemaligen Fahrer. Na dann: Berg Heil.
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