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Wahlkampf in HannoverDuell ungleicher Konkurrenten

■ Die Frau oder der Erfahrene? Der Wahlkampf wird spannend

Der Dauer-Oberbürgermeister von Hannover ist akribisch und ein wenig eitel: Seit 1965 hat Herbert Schmalstieg alle Zeitungsartikel, „die irgendetwas mit mir zu tun haben“, persönlich archiviert. „In den 35 Jahren ist unheimlich viel in der Stadt geleistet worden, und vieles davon ist mit meinem Namen verbunden.“ Das falle beim Stöbern in den Papieren auf, sagte der 58 Jahre alte Sozialdemokrat bei seinem Wahlkampf-Auftakt selbstbewusst. Er will es wieder wissen. Seine 29 Jahre im Amt möchte er noch fünf Jahre fortsetzen. Dann sei Schluss, kündigte der Vater zweier erwachsener Kinder an.

Zwei Tage später blätterte seine Herausforderin, Rita Pawelski, in einem – imaginären – Archiv: „Kürzlich hatte ich einen Traum“, begann die CDU-Kandidatin ihre Rede vor dem Nominierungs-Parteitag. Beim Lesen des Jahresrückblicks sei sie beim Datum 9. September auf die Zeile gestoßen: „Sie hat es geschafft! Nach über 50-jähriger SPD-Herrschaft wird Rita Pawelski mit einer überzeugenden Mehrheit zur Oberbürgermeisterin gewählt.“

Bis zu dieser Schlagzeile muss die 52 Jahre alte Landtagsabgeordnete aber noch viel tun. Sie stolperte fünf vor zwölf in den Wahlkampf und muss sich von SPD und Grünen den Vorwurf gefallen lassen, nur zweite Wahl zu sein.

Erste Wahl war ihr Vorgänger Clemens Stroetmann aber offensichtlich auch nicht. Nach 18 Monaten Wahlkampf blieb er blass und konturlos, ohne Rückenwind aus der Landespartei. Die CDU ließ ihn denn auch nach seinem ungeschickten Medien-Auftritt im Rotlicht-Viertel, während dem er sich mit Prostituierter im Arm fotografieren ließ, fallen wie eine heiße Kartoffel. Die persönlichen Wunden innerhalb der CDU Hannover sind noch lange nicht verheilt.

Nun treten drei Frauen an. Und Schmalstieg. Der gibt sich gelassen. Er setze auf Kontinuität und Erfahrung. Auf seinen dynamisch-verschwommenen Werbe-Plakaten ließ er weder Partei-Logo noch seinen Namen drucken. Nur: „Der Hannoveraner“. Man kenne ihn eben. „Frau Pawelski ist keine Heilsbringerin“, warnt der Hobby-Koch, braun gebrannt, in seinem bekannt ruhigen Ton. Schließlich habe sie bereits 1996 die Wahl gegen ihn verloren. Aber nur sehr knapp: Sie zwang den einst jüngsten und nun dienstältesten Oberbürgermeister Deutschlands in die Stichwahl und erreichte 47,5 Prozent.

Käme es wieder zu einem ähnlichen Kopf-an-Kopf-Rennen, werden die Grünen mit ihrer Wahlempfehlung wieder das Zünglein an der Waage spielen. Und hier scheinen diesmal weibliche Sympathien parteipolitische Gräben zu überdecken. Die grüne Kandidatin Silke Stokar nannte Pawelski eine „sympathische Frau“. Und überhaupt: „Ich finde es gut, wenn es mehr Frauenpower in Hannover gibt“; „weibliche Management-Qualitäten“ seien gefragt. Doch schnell schob sie nach: „Pawelski vertritt ein anderes Frauenbild. CDU bleibt CDU.“

„Herbert, zieh Dich warm an“, droht denn auch die Überraschungs-Kandidatin der CDU. Die SPD hält dagegen: „Kein Verein kommt auf die Idee, einen erfolgreichen Trainer auszuwechseln“, egal wie lange er im Dienst ist. Doch in Hannover geht es nicht nur um Egos, sondern auch um zusätzliche Posten. Wer die Sympathien in der Stadt gewinnt, hat auch für die neu zu gründende Region gute Karten. Carsten Wieland, dpa

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