Wahlkampf der Hessen-SPD: Kandidat im Countdown-Modus
SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel will in Hessen der Misere der GroKo trotzen. Er kämpft um eine alte rot-grüne Freundschaft.
Die Tasche lehnt jetzt neben ihm auf der Sitzbank im Okinii, einem japanischen Restaurant in der Innenstadt von Wiesbaden. Schäfer-Gümbel isst hier zu Abend, er hat schon Sushi bestellt, dazu scharf eingelegten Chinakohl und Spinat mit Sesamsoße. Seine Frau, Annette Gümbel, trinkt einen Grauburgunder, er einen Ingwertee. Es ist 20.13 Uhr. In zwei Minuten beginnt im Hessischen Fernsehen das am Mittag aufgezeichnete Fernsehduell der Spitzenkandidaten. Herausforderer Schäfer-Gümbel gegen Ministerpräsident Volker Bouffier von der CDU. Aber im Okinii läuft kein Fernseher. „Was ich hier vor allem mag, ist, dass man Strafe zahlen muss, wenn man nicht aufisst und verschwendet“, sagt der Sozialdemokrat.
Seine gute Laune ist schon erstaunlich: Die SPD liegt deutschlandweit zwischen 14 und 15 Prozent, in Bayern hat sie gerade ein 9-Prozent-Ergebnis verpasst bekommen. Immerhin, in Hessen sind es gut 20 Prozent. Aber trotzdem: Die Misere der Berliner Groko packt Schäfer-Gümbel am Kragen, und der Erfolg der Grünen tritt ihm in den Hintern.
Alle reden vom Bundestrend und der bundesweiten Bedeutung der Hessenwahl. Merkels Position in ihrer Partei würde sich noch verschlechtern, wenn die hessische CDU nach 19 Jahren in die Opposition gehen müsste. Umgekehrt würde ein weiteres Desaster für die Sozialdemokratie die Bundesvorsitzende Nahles erschüttern, und der Druck in der SPD, die Groko in Berlin zu kündigen, wüchse. Deshalb blicken so viele nach Hessen, deshalb gucken so viele an diesem Abend das hessische Fernsehduell.
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Nur Schäfer-Gümbel isst Sushi.
Alle schauen auf ihn, da muss er sich nicht selbst im Fernsehen anschauen. Es ist ein bisschen wie im Winter 2008, als die Rot-Rot-Grün-Pläne von Andrea Ypsilanti scheiterten und er gegen Roland Koch von der CDU antreten musste. Wobei er damals völlig unvorbereitet war; das Stück hieß „Nobody gegen den Oberbösen“. Aber nachdem die Witze über seinen Doppelnamen und seine flaschenbodendicke Brille abgefeiert waren, wunderte sich die Republik: Ups, der kann ja was.
Schäfer-Gümbel droht nur der dritte Platz
Am Sonntag wird sich an Schäfer-Gümbel zeigen, inwieweit sich ein Landespolitiker überhaupt noch wehren kann gegen die Wellenbewegungen aus Berlin. In Hessen, wo früher niemand gedacht hätte, dass eine schwarz-grüne Regierung überhaupt zustande käme, kann man zudem etwas über das Verhältnis von SPD und Grünen lernen. In dem Bundesland, in dem einst Joschka Fischer als Minister in Turnschuhen Rot-Grün verkörperte, könnte er sich ereignen: der Platztausch, nach dem Grün vor Rot steht. Nicht in Baden-Württemberg oder Bayern, da krebst die SPD schon ewig herum, sondern in Hessen, wo die Partei stolz und verankert ist. Dort droht ihr nun ebenfalls der Grün-Rot-Moment. Es sei denn, Schäfer-Gümbel verhindert ihn.
Schäfer-Gümbel in Rüsselsheim
Den Countdown auf dem iPad hat Schäfer-Gümbel eingerichtet, als ihm ein Freund abhandenkam. Das war an einem Samstag im Januar 2014. An diesem Tag wurde die neue schwarz-grüne Landesregierung in Wiesbaden vereidigt. Er schaute aus der ersten Reihe des Landtagsplenums dabei zu, wie erst Bouffier wiedergewählt und später der Grüne Tarek Al-Wazir Verkehrsminister wurde. Gemeinsam hatten Schäfer-Gümbel und Al-Wazir gegen Koch gekämpft, gemeinsam hatten sie Bouffier herausgefordert.
„Tarek und Thorsten, das war eine gute politische Freundschaft“, sagt Annette Gümbel am Tisch im Okinii. „Zwei junge Politiker, die damals gemeinsam was wollten fürs Land.“ Doch dann regierte nur Tarek. Und Thorsten hockte in der Opposition.
Auf dem iPad in seiner Tasche laufen die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, aber die eigentliche Zeitrechnung des Thorsten Schäfer-Gümbel reicht viel weiter. Sie umfasst seine Mutter, eine strenge Katholikin. Seinen Vater, der Zeitsoldat war und dann Lkw-Fahrer; als er lange ins Krankenhaus musste, kümmerte sich Thorsten in der Wohnung in Gießen um die drei jüngeren Geschwister. Seine Frau Annette, die er im Studium kennenlernte und die ihn auffing, als er als Student den Halt verlor. All das hat ihn geprägt.
Die Augen wirken kleiner, als sie sind, hinter der dicken Brille, aber sie können einen festnageln, der Blick ist verbindlich, manchmal auch zornig. Er hat das alles nicht gemacht, um wegen ein paar Rückschlägen aufzugeben.
Vom linken Urgroßvater geprägt
Jetzt, im Restaurant, spricht er von seinem Urgroßvater, den die Nazis als Kommunisten zur Umerziehung ins Lager von Dachau sperrten. „Ich habe ihn noch erlebt.“ Das Gespräch dreht sich um Madeleine Albrights Buch „Faschismus“, der sich, so schreibt es die frühere US-Außenministerin, wie eine Schlingpflanze in den Diskurs schleiche. Um das Gift der Antidemokraten, das man in der Fernsehserie „Babylon Berlin“ sehen kann. Um Georg-August Zinn, den langjährigen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten von Hessen; Schäfer-Gümbel verehrt ihn auch deshalb, weil er dem Generalstaatsanwalt Fritz Bauer freie Hand bei der Verfolgung von Nazimördern ließ.
Annette Gümbel leitet die Bildungsstiftung eines Unternehmens, von Haus aus ist sie promovierte Historikerin. Schäfer-Gümbel und sie sprechen über einen schwerreichen Mann mit ziemlich rechtsradikalen Ansichten, der in ihrer Nähe wohnt. Vielleicht fördert er mit dem Geld die AfD. Annette Gümbel wüsste das gern genau, sie mag keine Vagheiten und Heimlichtuereien.
Noch ein paar Umdrehungen, dann landet das Gespräch wieder bei den Grünen. Als der Landtag 2014 über einen Untersuchungsausschuss zur NSU-Mordserie abstimmte, nahmen sie Rücksicht auf den langjährigen Innenminister Bouffier. Sie enthielten sich. Schäfer-Gümbel rollt das R etwas härter, er geht mit der Stimme noch etwas herunter, wenn er darüber spricht. Entrüstung und Enttäuschung mischen sich.
Der Sozialdemokrat hatte seine Partei bei der Wahl 2013 zwar zu 30,7 Prozent geführt, das war viel besser als die 25,7 Prozent von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bei der Bundestagswahl am selben Tag, aber den Grünen hatte es das Ergebnis verhagelt. Für Rot-Grün in Hessen reichte es nicht. Am Wahlabend traten Schäfer-Gümbel und Al-Wazir gemeinsam auf, da realisierten sie noch nicht, dass es vorbei sein würde. Die rot-grün-roten Sondierungen ergaben für SPD und Grüne rasch, dass es mit den Linken nicht passte. Dann verhandelten beide getrennt mit Bouffier. Der entschied sich für die Grünen als Partner: klein, zuverlässig, extravagant. Für die alte Hessen-CDU eine Modernierungschance.
„Es hat einfach wehgetan“, sagt Schäfer-Gümbel über Al-Wazirs Vereidigung. Noch am Mittag im Plenum stellte er damals den Timer ein, fünf Jahre, und tippte auf „Start“. Er nimmt die Umhängetasche und holt das iPad heraus. Es ist inzwischen ein neues Gerät, der Timer zählt jetzt auch nicht mehr zur nächsten konstituierenden Sitzung des Parlaments am 18. Januar 2019, er hat ihn neu gestellt, auf den Wahlabend um 18 Uhr. „Aber das relevante Datum ist immer noch die Vereidigung“, sagt er.
Tarek Al-Wazir traut den Umfragen nicht
In Hessen ist viel möglich. Eine Neuauflage von Schwarz-Grün, vielleicht verlängert um die FDP. Oder Schwarz-Rot. Oder doch ein Dreierbündnis aus SPD, Grünen und Linken. Wobei die Reihenfolge eine andere werden könnte: Die Grünen sind in Hessen strukturell stärker als in Bayern, Al-Wazir ist schon lange der beliebteste Politiker des Landes. Wenn die Grünen die Nummer zwei würden, müssten sie sich entscheiden, ob sie Schwarz-Grün fortsetzen oder in einem grün-rot-roten Bündnis den Ministerpräsidenten stellen. Aus r2g würde urplötzlich g2r.
Tarek Al-Wazir fährt im Auto gerade aus Frankfurt heraus, als er den Anruf entgegennimmt. Am Morgen hat der Minister in Bornheim und Nordend am Stand geworben, im alten Wahlkreis von Joschka Fischer. Jetzt rauscht er zum nächsten Auftritt nach Gießen. Die Grünen haben Superzahlen, 20 Prozent und mehr, Fischer würde platzen. „Ich traue dem Hype nicht. Inzwischen ignoriere ich die Umfragen“, sagt Al-Wazir ins Telefon. „Gemach, gemach.“
Der Grüne und der Sozialdemokrat, beide fremdeln mit den neuen Rollen, die dieser Herbst gebracht hat: Dem einen winkt ein sagenhafter Aufstieg, der anderen bekommt es mit einem bodenlosen Abstieg zu tun.
„Der Thorsten und ich, wir kennen uns, seit er in den Landtag gekommen ist“, erzählt Al-Wazir. Sie sind vom Alter her nicht mal anderthalb Jahre auseinander. Al-Wazir fand es immer wohltuend, dass der andere nicht zu der Sorte Sozialdemokraten gehörte, die die Grünen behandelten wie einen 27. Unterbezirk der SPD. Er sagt, er wisse aus dem verhauenen Wahlkampf der Bundes-Grünen von 2013, wie Schäfer-Gümbel sich fühlen müsse. „Wenn der Trend so läuft, hast du das Gefühl, der Boden unter dir wird weich, du strampelst und strampelst, aber du kannst nichts machen.“ Mitleid sei das nicht, das brauche der Thorsten jetzt am allerwenigsten.
Die Freundschaft hat einen Riss bekommen
Sind sie Freunde? „Ich würde schon sagen, dass das keine Gegnerschaft ist.“ Das Wort „Freund“ kommt nicht vor in dem Satz.
Schäfer-Gümbel nennt Al-Wazir seinen Freund. „Ich bin ihm nicht gram.“ Seine Frau schaut, als sehe sie das etwas anders. „Ich kann ihm nicht gram sein, dass er die Koalition macht“, sagt Schäfer-Gümbel. „Es ist rein emotional.“
Wenn der Minister sprach, vermied es der Oppositionsführer, im Landtag zu antworten. Er habe pfleglich mit ihm umgehen wollen, erklärt Schäfer-Gümbel. Der Ton, in dem er das sagt, ist eine seltsame Mischung aus fürsorglich und drohend. Wie ein großer Bruder, dem der kleine Bruder entwachsen ist.
Vielleicht nagt an Schäfer-Gümbel auch, dass bei ihm selbst das Missverhältnis zwischen natürlicher und verliehener Autorität so auseinanderklafft. Unter ihm als Landesvorsitzendem stellt die SPD 9 von 12 Oberbürgermeistern und 13 von 21 Landräten. Aber Schäfer-Gümbel regiert nicht. Seine Kraft liegt im Antrieb, im Auftritt, in der Ansprechbarkeit, sie liegt viel weniger in seinen Ämtern, die nur Parteiämter sind.
Er ist zwar einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD. Aber das Amt hat ihn zeitweise hineingesogen in die Loser-Kultur dieser Partei. In Radiointerviews nörgelte er schlecht gelaunt über die Fragen der Moderatoren. Er zuppelte an den Entscheidungen des Parteivorsitzenden herum, ohne wirklich etwas zu ändern. Für seine Aufenthalte in der Hauptstadt bekam er ein eigenes Arbeitszimmer im Berliner Willy-Brandt-Haus, jener Politraffinerie, wo in hochkomplizierten bürokratischen Verfahren ein Destillat hergestellt wird: Bräsigkeit in seiner reinsten Form.
Auf seinem Zimmer saß er vor pappigen Keksen, angesichts deren sich die Köche des Okinii in ihre Sushimesser gestürzt hätten. Regierungschefs aus SPD-Ländern erkundigten sich, ob er nicht Bundesminister werden mochte. Die Hessen-SPD ist so groß, dass man ihrem Chef so einen Job nicht verwehren kann. Aber auf seinem iPad lief der Timer. Er fuhr lieber nach Hessen zurück und absolvierte Praxistage im Pflegeheim, auf der Baustelle, bei Opel am Band. Er weiß, wo er herkommt, aber er ahnt wohl auch, dass einen ein Alltag in der SPD vom Rest der Welt entfernt.
2016 arbeitete er das Wahlprogramm aus. Bildung, Mobilität, Wohnen. Freunde von ihm bekamen mitten in der Nacht Anrufe. TSG testete, ob sie jederzeit erklären konnten, was die SPD will. Die Genossen sollen nicht rumlabern, wenn sie am Gartenzaun angesprochen werden, sondern sagen, wie sie etwas aus der Zukunft des Landes machen wollen.
Schäfer-Gümbel ist die leibhaftige SPD
Und jetzt, nach fast fünf Jahren Countdown, während die Stunden, Minuten und Sekunden herunterrattern, steht er natürlich unter Spannung. Kurz bevor am Mittag im Studio des Hessischen Rundfunks das TV-Duell aufgezeichnet wird, zupft er sich am Sakko, kratzt sich im Nacken, dreht den Ehering am Finger. Im Duell strahlt Bouffier Ruhe aus, er hat die lebendigere Sprache, aber Schäfer-Gümbel attackiert ihn und schiebt ihn herum wie einen kauzigen Onkel. „Jetzt ist gut“, sagt er. Oder: „Sie haben 60.000 Wohnungen privatisiert!“
Was aus der SPD im Bund wird, ist Schäfer-Gümbel nicht egal. Eigentlich müsste der Spitzenkandidat die Groko zum Teufel wünschen. Aber er ist so kompliziert wie die SPD, so leidenschaftlich wie die SPD, so zäh wie die SPD, so staubig wie die SPD. Er ist die SPD. Deshalb macht er, was sie macht. Und wenn er verliert, dann wird auch sie tiefer in die Krise rutschen. Groko-Ausstieg? Er sagt: „Jeder einfache Weg ist für uns ein Fehler.“
Er würde vermutlich jederzeit selber eine Groko machen. Eine Partei braucht Leute, und diese Leute brauchen eine Kraft, auf die sie setzen können. Die SPD in Hessen hat es nach so vielen regierungslosen Jahren schwer genug, für Beamte, Vereinschefs oder Gewerkschafter attraktiv zu bleiben. Und dann soll sie im Bund das Regieren aufgeben?
Aber bitter ist es schon: Die Große Koalition in Berlin erzeugt eine Stimmung, gegen die sich der Kandidat in Hessen kaum wehren kann. Und womöglich entsteht dadurch eine Niederlage, die wiederum Berlin noch mehr belastet. Sind Kandidaten in den Bundesländern nur mehr passive Reflektoren der Berliner Politik?
„Was ich heute früh bei Spiegel Online gelesen habe: Ich bin Merkels wichtigster Mann!“ Sein Lachen platzt heraus, es kommt aus dem Bauch des 1,93 Meter großen Hessen, es klingt echt und offen, und danach wirkt er entspannt.
Der Dauerwahlkämpfer
Nach der Aufzeichnung des Duells bricht er wieder in den Wahlkampf auf, im Reisebus, auf dem sein überlebensgroßes Foto prangt. Am Abend hält der Bus in Rüsselsheim auf dem Markt, er springt heraus, umarmt die Landtagsabgeordnete Kerstin Geis, umarmt die Stadtverordnete Sanaa Boukayeo, die er in den Landesvorstand geholt hat. Es sind zwei, die auf die SPD gesetzt haben, die Erste kommt aus dem Landeselternbeirat, die andere arbeitet im Betriebsrat von Opel.
Vor dem Café am Markt diskutiert er mit Leuten. „Wie ist dein Gefühl?“, fragt ein Opelaner in blauem Hemd. „Wir haben knochenharte Arbeit vor uns“, sagt Schäfer-Gümbel. „Mein Eindruck ist, dass die Partei jetzt anfängt zu beißen.“
Er empört sich über ein falsch konstruiertes Schülerticket, streift die Razzia bei Opel, schimpft, dass Schwarz-Grün Ryanair den roten Teppich ausrolle. Er fliege nicht mit denen. „Menschenverachtend“, „Repression“, „Heuschrecken der Lüfte“. Der Name Al-Wazir, immerhin Verkehrsminister, fällt kein einziges Mal.
„In zehn Tagen, 23 Stunden und 43 Minuten“, sagt Schäfer-Gümbel zum Abschluss. Es ist 18.37 Uhr.
Der Bus gleitet über die A671 in Richtung Wiesbaden. Schäfer-Gümbel sitzt in der zweiten Sitzreihe. Eine Mitarbeiterin kommt zu ihm, zeigt ihm ihr Handy. Sie klatschen sich ab. Der Rapper Moses Pelham will ihm in der Kampagne helfen. Er schaut aus dem Fenster. Der Himmel leuchtet orange. Zwei Autos hupen freundlich, als sie an dem TSG-Bus vorbeiziehen, als säße darin ihr liebster Bundesligaclub.
Im Okinii, kurz vor 21 Uhr, bringt die Kellnerin gegrillte Garnelenspieße, gebackene Champignons und Süßkartoffelsticks in Wasabi-Mayonnaise. Annette Gümbels Handy rüttelt. Sie bekommt SMS von Freunden und Bekannten. „Wir sind auf Sendung.“ „TSG zerstört Bouffier.“ „Wir schauen es gerade mit Pizza ToSGana.“ Nun schaut auch er auf sein Handy. „Meine Parteivorsitzende scheint das Duell zu gucken“, sagt er neutral.
Am Abend vor dem Wahltag, 23 Stunden bevor der Timer auf null springt, wird er mit seiner Frau in Lich bei Gießen zum Basketball gehen, ihr Sohn spielt im Verein, Annette Gümbel ist die Vorsitzende, es geht gegen die Gladiators Trier II. Am nächsten Tag hat sie Geburtstag, am Wahlsonntag. Freunde aus London kommen zu Besuch. Um 10 Uhr geht das Paar wählen. Der Timer wird noch acht Stunden anzeigen. Acht Stunden bis zum Nullpunkt. Bis die Versöhnung mit Al-Wazir beginnt – oder der Bruch. Bis er weiß, ob viereinhalb Jahre nichts gebracht haben – oder ein Wunder.
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