Wahlen in der Elfenbeinküste: Die jammernde Opposition
Dem Antiregierungsblock in der Elfenbeinküste ist es nicht gelungen, eine Alternative anzubieten. Die Aufrufe zum Wahlboykott helfen nicht weiter.
D ie schwache Wahlbeteiligung will die ivorische Opposition als Erfolg für sich reklamieren. Die Bevölkerung der Elfenbeinküste sei dem Aufruf zum Boykott der Wahl gefolgt. Tatsächlich ist es der alten Politikergarde um Henri Konan Bédié, Pascal Affi N’Guessan, Laurent Gbagbo und Guillaume Soro nicht gelungen, eine echte Alternative zu bieten.
Vom Antiregierungsblock hat man in den vergangenen Monaten genau eines gehört: Ein drittes Mandat für Präsident Alassane Ouattara sei unzulässig. Es sei eine Verletzung der Verfassung des Landes und ein Wortbruch. Dieser Aussage kann man sich durchaus anschließen. Selbst Wählerinnen und Wähler, die mit Ouattaras Regierung zufrieden sind, haben seine erneute Kandidatur kritisiert.
Um in dem Land tatsächlich etwas zu ändern, reicht dieser Aspekt aber nicht aus, und vor allem ersetzt er keine Strategie.
Die hatte die Opposition nicht, ist sie doch wieder einmal nicht vereint und dazu mit verbrauchten Kandidaten angetreten. Affi N’Guessan holte schon vor fünf Jahren nicht einmal 10 Prozent der Stimmen. Der 86-jährige Bédié begeistert sicherlich keine Jungwähler*innen in einem Land, in dem 77 Prozent der Bevölkerung unter 36 Jahre alt sind. Auch das Hin und Her, ob die Wahlen nun boykottiert werden, ob man sich ganz zurückzieht oder doch Kandidat bleibt, hat ihr geschadet.
Vor allem aber haben die Verantwortlichen eines unterschätzt: Millionen Ivorerinnen und Ivorer sind müde. Das Land hat seit Ende der 1990er Jahre einen Staatsstreich erlebt, einen Bürgerkrieg und 2010 eine schwere Nachwahlkrise. Machtwechsel liefen nicht friedlich ab, und eine Aufarbeitung und eine Versöhnung hat es nie gegeben; vor allem nicht durch flächendeckende staatliche Initiativen.
Das Feld haben längst Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Moscheen übernommen. Egal, ob für die Anhänger*innen Ouattaras oder die Regierungskritiker*innen: Frieden und ein ruhiges, sicheres Leben ist das, was zählt. Von den Parteien wollen sich immer weniger missbrauchen lassen.
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