piwik no script img

Wahl zum Jugendparlament in Leipzig„Viel Luft nach oben“

An der Abstimmung zu Leipzigs Jugendparlament nahmen vier Prozent der Wahlberechtigten teil. Markus Welz, vom „Projekt Jugendbeteiligung“, bleibt aber optimistisch.

Sowas von gestern: Offline-Voting in einem Wahllokal. Bild: imago/Steffen Schellhorn

Vier Prozent Wahlbeteiligung für das neue Jugendparlament. Herr Welz, sind Sie enttäuscht?

Das klingt natürlich erst einmal nicht sonderlich beeindruckend. Man muss aber sehen, dass es sich um eine Premiere in zweifacher Hinsicht gehandelt hat: Erstens gab es noch nie eine Wahl zum Jugendparlament, zweitens haben wir mit der Abstimmung im Netz auch völlig neues Terrain beschritten. Wenn sich das aber über die nächsten Jahre etabliert, steigt auch die Beteiligung, da sehe ich viel Luft nach oben.

Wollen Jugendliche vielleicht gar nicht an die Macht?

Natürlich gibt es da ein gewisse Grundskepsis gegenüber der hohen Politik. Wir mussten immer wieder betonen, dass das Parlament überparteilich agiert und dass mögliche Bewerber keine Vorkenntnisse in Kommunalpolitik mitbringen müssen. Der Wunsch mitzumachen und etwas zu bewegen – das ist die einzige Teilnahmebedingung.

Wussten denn alle Wahlberechtigten Bescheid?

Ich denke schon. Wir haben da alles an Personal und Kraft reingesteckt: Mit Infoständen, Schulbesuchen, Facebook, Twitter, Zeitung und Fernsehen.

Haben sie ausreichend KandidatInnen ins Rennen geschickt?

Ja, das begann zunächst schleppend, am Ende unserer Anmeldefrist haben wir nun aber 33 KandidatInnen aufgestellt und damit unser Mindestziel von 20 Jugendlichen sogar überschritten.

Im Interview2Tnews: 

arbeitet beim „Projekt Jugendbeteiligung“ des Stadtjugendrings Leipzig e.V.

Was haben die KandidatInnen in ihren Wahlprogrammen stehen?

Die Grundidee des Jugendparlaments ist es, Stadtpolitik jugendfreundlicher und jugendgerechter zu gestalten. Forderungen der KandidatInnen waren da zum Beispiel kostengünstiger oder kostenfreier öffentlicher Nahverkehr oder Jugendtarife in Sportvereinen. Daneben spiegelt sich in den Programmen auch vieles, was gerade in der tagesaktuellen Kommunalpolitik diskutiert wird.

Gerade bei jungen Wählern gewinnen Parteien wie die AfD Stimmen. Gab es beim Jugendparlament vielleicht auch eine Angst vor einer Unterwanderung von rechts?

Nein, die meisten der KandidatInnen kennen wir schon länger aus der Zusammenarbeit in der Initiativgruppe des Stadtjugendrings, da machen wir uns keine Sorgen. Außerdem ist das Parlament ja überparteilich, ein direkter Einfluss von Parteien, egal welcher Richtung, kann so ausgeschlossen werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen