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Waffen von RAF an Action Directe

■ Sprengstoff und Waffen beider Organisationen stammen aus demselben Einbruch in ein Waffengeschäft bei Ludwigshafen / Quick berichtet über geplante Entführung von SPD–Chef Brandt

Berlin (ap/taz) - Die vier Ende Februar in Frankreich festgenommenen mutmaßlichen Führungskader der Action Directe haben sich offenbar aus demselben Einbruch wie die RAF mit Waffen und Sprengstoff versorgt (Überfall auf Waffengeschäft in Maxdorf bei Ludwighafen). Dies wollte auf entsprechende Fragen noch nicht einmal der Sprecher der Bundesanwaltschaft Prechtel dementieren. Ansonsten herrscht zumindest gegenüber der taz Funkstille. Man wolle, so ein Pressesprecher des BKA, mit Erkenntnissen nicht an die Öffentlichkeit. Die Illustrierte Quick hatte berichtet, die Fahnder hätten darüber hinaus in dem offensichtlichen Hauptquartier der Gruppe, einem Bauernhaus in der Nähe von Orleans, detaillierte Pläne über eine Entführung von SPD–Parteichef Brandt aus seinem südfranzösischen Feriendomizil gefunden. Auch wenn Sicherheitsexperten noch am Mittwoch zu den Berichten erklärten, sie hätten keine Hinweise auf die angeblich geplante Entführung aus Frankreich erhalten, wird in der französischen Öffentlichkeit diese Entführungsstory als gesicherte Information angesehen und verbreitet. In dem Versteck der Action Directe sollen darüber hinaus Bekennerbriefe der RAF in französischer Sprache gefunden worden sein, darunter der zum Mord an dem Siemens–Manager Beckurts. Auch eine französische Abschrift des Schreibens, das die Fahnder nach dem Mord an dem Bonner Di plomaten Gerold von Braunmühl gefunden hatten, lag in dem Bauernhaus. Deutsche Sicherheitsexperten: „Die Funde in Frankreich bestätigen im wesentlichen unsere früheren Annahmen.“ Interessant dürfte in diesem Zusammenhang eine schon verschiedentlich auch in der taz aufgestellte Theorie sein, wonach zumindest Teile des Bekennerbriefs im Zusammenhang mit dem Braunmühl–Mord ursprünglich in französischer Sprache geschrieben worden seien. Aufgefallen war aufmerksamen Lesern des Bekennerbriefs schon vor Monaten, daß darin nur schlecht ins Deutsche übersetzte französische Redewendungen enthalten waren.

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