WWF-Studie zum 1,5-Grad-Ziel: Klimapolitik, aber gerecht

Wie kann Deutschland seinen fairen Anteil am globalen 1,5-Grad-Ziel leisten? Auch indem es andere Länder jährlich mit viel Geld unterstützt, so der WWF.

Ein Kraftwerk, Kühltürme und Strommast.

Wie viele Treibhausgase jedes Land zum Erreichen des Pariser Ziels noch ausstoßen darf, ist unklar Foto: Patrick Pleul/dpa

BERLIN taz | Mit Maßnahmen im eigenen Land allein wird es Deutschland nicht gelingen, einen fairen Anteil zum Erreichen des globalen 1,5-Grad-Ziels zu erbringen. Zu diesem Ergebnis kommt das Freiburger Öko-Institut in einer neuen Studie im Auftrag des Umweltverbands WWF. Um die Lücken auszugleichen, sind demzufolge jährliche Zahlungen von 8 bis 25 Milliarden Euro an Länder erforderlich, die die ihnen zustehenden CO2-Budgets nicht ausschöpfen.

Wie viele Treibhausgase jedes Land zum Erreichen des Pariser Klimaschutzziels noch ausstoßen darf, ist umstritten. Die Studie geht davon aus, dass jedem Menschen global die gleichen Emissionen zustehen, gerechnet seit Inkrafttreten des Paris-Abkommens im Jahr 2016. Daraus ergeben sich dann Emissionsbudgets für Deutschland für eine globale Erwärmung von 2 Grad, 1,7 Grad und 1,5 Grad.

Wenn man von einem sehr ambitionierten Klimaschutzszenario ausgeht, wie es das Öko-Institut zuvor für den Thinktank Agora-Energiewende erstellt hat, kann Deutschland sein Budget für das 2-Grad-Ziel mit Maßnahmen im eigenen Land einhalten. Das Budget für 1,7 Grad würde dagegen auch mit einem solchen Szenario leicht überschritten, das für 1,5 Grad deutlich.

Diese könnte durch Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in anderen Ländern ausgeglichen werden. Wenn man von Kosten von 50 Euro pro Tonne CO2 ausgeht, ergäben sich für das 1,5-Grad-Ziel für die nächsten drei Jahrzehnte jährliche 8 Milliarden Euro; bei Kosten von 150 Euro wären es entsprechend etwa 25 Milliarden Euro pro Jahr. Geht man nur von einem 1,7-Grad-Ziel aus, ergäbe sich eine Summe von 3 bis 8 Milliarden Euro pro Jahr.

„Verlorene Dekade für den Klimaschutz“

„Solche Zahlungen dürfen kein Ersatz für einheimische Emissionsminderungen sein“, warnte Studienautor Felix Matthes vom Öko-Insititut. „Sie sind nur vertretbar, wenn man zu Hause das maximal Mögliche tut.“ Auch aus Sicht von WWF-Klimaexpertin Viviane Raddatz gibt es dazu keine Alternative. „Wir blicken auf eine verlorene Dekade für den Klimaschutz in Deutschland“, sagte sie.

Auch mit schnellen Maßnahmen könnten die Klimaziele darum nicht komplett erreicht werden. „Dieser Entwicklung kann nur entgegengewirkt werden, indem Deutschland zusätzlich viel mehr Geld für noch schnelleren Klimaschutz in anderen Ländern bereitstellt.“ Anders als Teile der Klimabewegung sieht Raddatz solche Zahlungen nicht als „Ablasshandel“, sondern als einen Weg, „gemeinsam schnell und rechtzeitig umzusteuern“, damit andere Länder keine klimaschädlichen Pfade betreten.

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