WTO-Studie zur Globalisierung: Arbeitsmigration statt Güterströme
Der Welthandel wächst immer langsamer, die WTO warnt vor einem Einbruch. Der Trend geht zu digitalem Datenverkehr und Sharingangeboten.
Die Verzögerungen nach der Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin könnten sinnbildlich für die aktuellen Zahlen zum Wirtschaftswachstum stehen, die die Welthandelsorganisation (WTO) am Dienstag veröffentlichte: Der Welthandel wächst immer langsamer.
Der Handel mit Gütern wächst zwar um 1,7 Prozent – es ist aber das geringste Wachstum seit dem Finanzkrisenjahr 2009. Noch im April hatte die WTO mit knapp drei Prozent Wachstum gerechnet, nun musste sie die Zahlen korrigieren.
Verantwortlich für den Rückgang soll die strauchelnde Konjunktur in Schwellenländern wie China und Brasilien sein, aber auch das geringere Wachstum in Nordamerika, heißt es in dem Bericht.
„Die dramatische Verlangsamung im Welthandel sollte als Weckruf dienen“, sagte der WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo. Er warnte vor politischen Entscheidungen, die den freien Handel erschweren könnten.
Scharfer Wind gegen Freihandel
Großen Freihandelsabkommen wie TTIP schlägt zurzeit ein scharfer Gegenwind aus Europa entgegen. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt in seinem aktuellen Ausblick vor einem ausgebremsten Welthandel.
„Wir befinden uns nicht vorübergehend in einem Tal, wir erleben einen Trend“, sagt der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar. „Der Welthandel hat seinen Gipfel überschritten – das ist aber nicht schlimm.“ Der globale Handel erfahre derzeit tiefgreifende Veränderungen. Die traditionellen Güterströme zwischen Staaten gingen zurück, Arbeitsmigration nehme zu.
„Statt Container von China nach Europa zu transportieren, kommen Arbeiter aus Asien zum Produzieren nach Europa“, so Straubhaar. Statt physische Güter zu verschiffen, schicke man Daten und Dateien um die Welt, sagt der Professor für Volkswirtschaft. „Wir müssen uns vom Bild vom Exportweltmeister Deutschland langsam lösen.“ Wertschöpfung funktioniere heutzutage immer mehr über Sharing-Angebote wie Uber, Airbnb oder andere digitale Plattformen.
Auch das Bruttoinlandsprodukt verliere an Aussagekraft für die Wirtschaftsstärke. Gerade der Zusatz „-inland“ sei in Zeiten des Handels in virtuellen Netzwerken überholt.
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