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WOSAN-Legende endgültig geplatzt

■ Chef der „Initiative für Wohnsanierung - WOSAN e.V.“ bei „Kranzniederlegung“ fotografiert / Gemeinnützigkeitsantrag unbekannt / Bewohner der Weidlingstraße nicht „unpolitisch“

Ost-Berlin. Die Vertreter der rechtsextremistischen Partei „Nationale Alternative“ (NA) versuchen ihre Parteizentrale in der Lichtenberger Weidlingstraße 122 mit einem Trick vor der drohenden Auflösung zu bewahren. Man erkärte öffenlich, daß die NA das Haus verlassen habe und das Gebäude nur noch von Mitgliedern der „Initiative für Wohnungssanierung WOSAN e.V.“ bewohnt werde.

Da die WOSAN ein unpolitischer Verein sei, entfiele damit jeglicher Grund für etwaige Angriffe auf das Haus und seine Bewohner. Auch habe WOSAN beim Ostberliner Stadtgericht den Status der Gemeinnützigkeit beantragt, und seine Mitglieder wollten nichts weiter als ein „sauberes gemeinschaftliches Wohnen nach deutschen Idealen“. So durchsichtig dieses Manöver auch erscheinen mag - eine Anerkennung von WOSAN als e.V. würde den Status quo in der Weidlingstraße formaljuristisch festigen und eine Ausquartierung der Rechtsradikalen aus ihrer Zentrale so gut wie unmöglich machen.

Wie weit es mit der Legende vom „unpolitischen Verein“ WOSAN her ist, zeigt ein Vorfall, der sich am 15.Juli auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Oranienburg ereignete. Über dreißig Neofaschisten „ehrten“ auf dem neben der Gedenkstätte gelegenen Friedhof „die deutschen Helden“ mit einer improvisierten „Kranzniederlegung“. Mit schwarz-weiß-roter Flagge, einer an ein Kreuz angebrachten Aufschrift „Ehre und Ruhm den deutschen Helden“, „völkischen“ Gesängen und Hitlergruß spielte sich ein Szenario ab, das schon ob der Kulisse des ehemaligen NS-Vernichtungslagers, in dem Zehntausende den Tod fanden, mehr als gespenstisch erschien.

Unter den solcherart „die deutschen Helden“ Feiernden befand sich auch der erst kürzlich zum WOSAN-Chef avancierte Rechtsradikale Alexander Dietze. Der taz liegen Fotos vor, die ihn im Verein mit seinen Kameraden auf dem erwähntem Friedhof zeigen. Ein Bild von der Anreise zu jener Veranstaltung - ebenfalls mit Dietze im Vordergrund veröffentlichte die taz bereits in ihrer gestrigen Ausgabe auf Seite 6.

Das Vereinigungsgesetz der Noch-DDR schreibt für die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit von Vereinen unter anderem vor, „daß die Ziele, Aufgaben und Ergebnisse der Tätigkeit von gemeinnützigen Vereinen auf die Verwirklichung insbesondere humanistischer, sozialer und kultureller oder ökologischer Interessen gerichtet“ sein müssen.

Laut Auskunft des Stadtgerichtes von Ost-Berlin sei von WOSAN bisher noch kein offizieller Antrag auf Zuerkennung des Gemeinnützigkeitsstatus gestellt worden. Sollte es jedoch dazu kommen, so wolle man „auf jeden Fall das Anliegen des Vereines auf seine Rechtmäßigkeit sehr genau prüfen“.

O. Anders

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